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Freischaltung Weinmüller - Informationen

Hintergrund

Am 18. März 2013 wurde in einem Stahlschrank im Kunstauktionshaus NEUMEISTER ein Konvolut von annotierten Auktionskatalogen der Kunstversteigerungshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien entdeckt. Die Existenz solcher Geschäftspapiere hatte Weinmüller, der im Kunsthandel im Nationalsozialismus in München und im Reich eine zentrale Rolle spielte, nach 1945 gegenüber den Offizieren der MFAA („Monuments Men“) stets abgestritten – er behauptete, die Unterlagen seien bei Luftangriffen zerstört worden. Das aufgefundene Konvolut von insgesamt 93 Katalogen dokumentiert die 33 Münchner Versteigerungen 1936-1943 vollständig und die 18 Wiener Auktionen zum überwiegenden Teil (11 von 18 im Zeitraum 1938-1944).

In enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin und der Kommission für Provenienzforschung in Wien wurde das Konvolut (annotierte Hand- und Büroexemplare, in bis zu vierfacher Parallelüberlieferung) durch NEUMEISTER und Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI) digitalisiert und transkribiert. Diese Transkription war aufwendig, weil Namen und Preise während der Auktion auf Zuruf notiert wurden, weswegen Schreibweisen häufig variieren, und weil die Notationen der verschiedenen Exemplare nicht völlig identisch waren. Die Daten wurden daher evaluiert und, soweit möglich, validiert und vereinheitlicht und für den Export in die Lost Art-Datenbank der Koordinierungsstelle Magdeburg vorbereitet. Sie sind dort im Modul Provenienzrecherche in der Datenbank Kunst- und Kulturgutauktionen 1933-1945 zugänglich.

Das Konvolut an Katalogen ist Eigentum von Katrin Stoll, Inhaberin von NEUMEISTER. Frau Stoll stellt die Originale dieser Kataloge dem ZI als Dauerleihgabe zur Verfügung. Die Bedingungen der Leihgabe – insbesondere die Regeln für die künftige Benutzung der Kataloge im ZI – wurden in einer gesonderten Vereinbarung vom 1. März 2014 zwischen der Eigentümerin und dem ZI niedergelegt. Diese Vereinbarung regelt auch das gemeinsam von Neumeister und ZI wahrgenommene Copyright für die Digitalisate der Kataloge.

Die Ergebnisse der vom ZI nach bestem Wissen und Gewissen erarbeiteten Transkription der Kataloge in Form einer maschinenlesbaren Tabelle sowie Kopien der Digitalisate im Format JPG wurden der Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz (AfP) und der Kommission für Provenienzforschung beim Bundeskanzleramt, Wien, für den internen Dienstgebrauch zur Verfügung gestellt. Unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte Dritter erteilt die AfP nachweislich berechtigten Interessenten auf Antrag Auskunft zu Käufernamen. NEUMEISTER und ZI behalten sich vor, ein der Datenbank lostart.de entsprechendes und in Listenform aufbereitetes Set von Daten (ohne Käufernamen) ergänzend auf der Projektseite des ZI anzubieten.

Zahlen und Fakten

  • 33 Versteigerungen in München zwischen 1936-1943 – alle 33 Auktionen sind in den im März 2013 aufgefundenen annotierten Katalogen dokumentiert (teilweise mehrere annotierte Kataloge bzw. Protokolle derselben Auktion)
  • 18 Versteigerungen in Wien zwischen 1938-1944 – davon sind 11 Auktionen dokumentiert
  • zu mehr als 85 % der von Weinmüller durchgeführten Versteigerungen liegen damit detaillierte Informationen vor. Knapp 94 % der insgesamt rund 34.500 von Weinmüller angebotenen Kunstobjekte sind in den aufgefundenen Unterlagen dokumentiert, nämlich 32.315
  • der Gesamterlös aller erfassten Auktionen beläuft sich auf über 17,6 Millionen Reichsmark
  • für die Datenbank wurden über 150.000 Einzeleinträge transkribiert

Die Daten werden integriert in das Modul „Kunst- und Kulturgutauktionen 1933-1945“ der Webdatenbank „lostart“ der Koordinierungsstelle Magdeburg als der zentralen deutschen Serviceeinrichtung für Kulturgutdokumentation und Kulturgutverluste.

Laufzeit der Projektförderung

2. Mai bis 2. September 2013 (Modul „Kurzfristige Förderung“ der AfP Berlin und anschließend ad hoc-Unterstützung der Kommission für Provenienzforschung Wien)

Beteiligte Institutionen

Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Projektleitung) und NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG

Finanzierung

Arbeitsstelle für Provenienzforschung (AfP), Kommission für Provenienzforschung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, Wien sowie NEUMEISTER Münchener Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG

Information und Kontakt

Verweise

Die Kunsthandlungen und Auktionshäuser von Adolf Weinmüller in München und Wien 1936-1945 Fund von annotierten Auktionskatalogen der Firmen Adolf Weinmüllers in München 1936-1943 und Wien 1938-1944

Stellungnahme des ZI zu Artikel „Gurlitt ist nur der Anfang“ im Tagesspiegel

Das Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller 1945-1968