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Tanja Kohwagner-Nikolai // Fränkisch-oberpfälzische Wirkereien des Mittelalters

Projektbeschreibung

Zahlreiche Einträge in Urkunden und Inventaren sowie die große Anzahl erhaltener Wirkereien aus der Region des heutigen Franken und der Oberpfalz überwiegend aus der Zeit zwischen dem Ende des 14. Jahrhunderts und dem beginnenden 16. Jahrhundert lassen auf eine umfangreiche regionale Wirktätigkeit bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts schließen. Dieser Bestand an fränkisch-oberpfälzischen Bildwirkereien bietet durch seine Reichhaltigkeit und Kontinuität ein in sich geschlossenes Entwicklungsbild, das stilistisch und technisch deutlich von den ober- und mittelrheinischen Wirkereien abweicht. Innerhalb dieses Bestandes sind trotz der Gemeinsamkeiten einzelne Gruppen erkennbar, die sich voneinander durch technische Unterschiede, Verwendung unterschiedlichen Materials sowie stilistische Charakteristika absetzen. Diese Merkmale können Hinweise auf regionale Vorlieben, aber auch auf unterschiedliche, zum Teil zeitgleich arbeitende Wirkereiwerkstätten liefern. Es soll eine Identifizierung der Werkstätten und die Zuweisung der erhaltenen Objekte zu einzelnen unter ihnen erfolgen, wobei das gleichzeitige Bestehen weltlicher und klösterlicher Manufakturen neue Fragen aufwirft. So soll erstmals untersucht werden, inwiefern Klosterfrauen eine professionelle Ausbildung zur Wirkerin erhielten und wie sich Alltag, Ausbildung, Beruf und Lebensläufe weltlicher und monastisch lebender Frauen im Spätmittelalter gestalteten. Daneben ist der Einfluss zeitgenössischer Maler auf die Wirkereiproduktion zu untersuchen.

Verwendung und Funktion dieser Behänge lassen sich zum Teil aus schriftlichen Quellen erschließen, die auf die zeitlich begrenzte und wechselnde Nutzung von Textilien in weltlichen Haushalten wie im liturgischen Alltag, sowohl auf der Nonnenempore als auch im Chor und der Gemeindekirche, hinweisen. In Verbindung mit den erhaltenen Arbeiten erlauben es diese Hinweise, die Verwendungsmöglichkeiten und Funktionen textiler Ausstattung in ihrem zeitgenössischen Kontext zu klären. Es sind Einblicke in das weltliche Repräsentationsstreben privater und öffentlicher Personen und Gruppen sowie Aufschlüsse zu den vielfältigen und vielschichtigen Funktionen religiöser Behänge zu erwarten. In einem Vergleich der Bildprogramme und Formate dieser Wirkereien mit den niederdeutschen Klostersticharbeiten und den Wirkereien des ober- und mittelrheinischen Gebiets soll eine Systematik erarbeitet werden, die bei der Einordnung vergleichbarer Textilien genutzt werden kann.

Kontakt

Prof. Dr. Iris Lauterbach

Team