Internationales Netzwerk für Kunstgeschichte
Internationales Netzwerk für Kunstgeschichte
11. Frühjahrsakademie des Internationalen Netzwerks für
Kunstgeschichte
20. bis 24. Mai 2013, Norwich (University of East Anglia)
» Weltkunst « / » World art «
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Die 11. Frühjahrsakademie des Internationalen Netzwerks für
Kunstgeschichte wird vom 20. bis 24. Mai 2013 in Norwich (University of
East Anglia) zum Thema „Weltkunst“ stattfinden. Die Akademie richtet
sich an Promovierende und Post-Docs mit unterschiedlichen Perspektiven
und Spezialisierungen. Gemeinsam mit weiter fortgeschrittenen
Wissenschaftlern ermöglicht sie einen Austausch der Forschungen, der
methodischen Ansätze und der Erfahrungen. Die Themen und Programme der
vorausgegangenen Frühjahresakademien können auf der Website (www.proartibus.net)
eingesehen werden. Die Teilnahme an Frühjahresakademien bildet die
Voraussetzung für den Erhalt eines Zeugnisses zur internationalen,
kunstgeschichtlichen Ausbildung, das die Teilnehmer der
Frühjahrsakademie erhalten. Magistranden, Promovierende und Habilitanden
werden ermutigt, Themenvorschläge einzureichen, die mit ihrem
Forschungsthema, ihrer historische Epoche, ihrem Forschungsfeld und
ihrer gewünschte Präsentationsform in engem Bezug stehen.
Das Thema
Mit der Wende zur transnationalen Geschichtsschreibung und zu transkulturellen Studien hat sich die Aufmerksamkeit von der Kunstgeschichte im nationalen Rahmen abgewandt. Gleichzeitig sind Austausch- und Begegnungsprozesse verstärkt in den Blick geraten. Dabei wurden konventionelle Kategorien und Formen der Kunstgeschichte wie zum Beispiel der Stil, Periodisierungen und vorwiegend regionale Studien zunehmend in Frage gestellt. Die postkoloniale Theorie war beispielsweise ausschlaggebend für ein besseres Verständnis der konkfliktreichen Geschichten der Kolonisierung und des Imperialismus. Hybridität, Mimikry, Verhandlung, Orientalismus, Alterität, „the middle ground“ und schließlich „global conceptual“ sind einige der Begrifflichkeiten, die das Feld einer zunehmend global verstandenen Kunstgeschichte neu definiert haben. Diese kritischen Rahmenkonzepte sind oftmals in fruchtbarer Weise Verbindungen mit anderen Ansätzen eingegangen, wie etwa dem Feminismus und der Sozialgeschichte, wobei sie zudem neue Fragen in der Untersuchung der Kunst von der Antike bis zur Jetztzeit hervorgebracht haben. Inhaltliche und methodische Neuausrichtung von Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern, die selbst auch von den Globalisierungstendenzen erfasst und angetrieben worden sind, sind aus unterschiedlichen und manchmal kontrovers diskutierten Debatten vom „Primitivismus“ bis zum Schutz des Weltkulturerbes hervorgegangen – und sie haben diese Debatten selbst auch weiter forciert. Zudem hat eine global agierende Kunstgeschichte dazu beigetragen, überkommene Grenzziehungen des disziplinären Feldes überhaupt sichtbar zu machen: dies gelang ihr sowohl durch ihre wissenschaftlichen Ambitionen als auch durch ihre Bereitschaft, sich intensiv solchen künstlerischen Formen und Praxen zuzuwenden, die Betrachtungsweisen aus unterschiedlichen Blickwinkeln garantieren.
Vor diesem Hintergrund nehmen wir im Rahmen der 11.
Frühjahresakademie das Thema „Weltkunst“ zum Anlass für Erforschungen
und Debatten, deren Ziele aber gerade nicht darin zu suchen sind, mit
diesem Begriff eine einzelne intellektuelle, von zahlreichen
Befürwortern unterstützte Perspektive auf den Plan zu rufen. „Weltkunst“
zählt zu einer anderen Kategorie als beispielsweise „Weltmusik“; weder
handelt es sich um einen Stil, noch um eine Bewegung, noch um ein Genre
oder einen bestimmten Typus von Kunst. Ebenso ist sie kein
ausschließlich zeitgenössisches oder modernes Phänomen, obwohl man sie
häufig so oder aber als Folge einer ökonomischen und sozialen
Modernisierung der Kulturen jenseits des Westens verstehen möchte. Im
Gegenzug verwenden wir den Begriff „Weltkunst“, um der Beobachtung
Rechnung zu tragen, dass es durch die (seit dem 19. Jahrhundert)
tradierte Differenzierung und Professionalisierung des Studiums der
Künste in den Fächern der Archäologie, der Anthropologie und der
Kunstgeschichte schwierig geworden ist, die Kunst jenseits der
Fächergrenzen als einheitlichen Forschungsgegenstand zu betrachten.
Durch Gesten des kulturellen Ein- und Ausschlusses sind die
intellektuellen Perspektiven der Kunstgeschichte oftmals in
unangemessener Form verengt worden. Mit dem Thema der „Weltkunst“ wollen
wir daher zu Diskussionen, Einmischungen, methodologischen und
theoretischen Reflexionen sowie zur Neugierde gegenüber den Bildwelten
und Artefakten anregen, die in einem erweiterten historischen und
geographischen Rahmen betrachtet werden.
Die Frühjahrsakademie
Die 11. Internationale Frühjahrsakademie möchte den Begriff in diesem
gleichermaßen forschenden und suchenden Sinne begreifen. Wir begrüßen
Vorschläge von Studierenden mit Themen, die mit diesem erweiterten Sinn
von Weltkunst in Beziehung stehen. Es werden Beitrage aus dem Bereich
der Kunst des Altertums, des Mittelalters, der frühen Neuzeit, der
Moderne wie auch der Gegenwart angenommen, wenn sie sich mit einigen der
theoretischen Problematiken beschäftigen, die oben ausgeführt wurden.
Wie verbinden sich individuelle Forschungsthemen mit einer
globalisierten oder einer Weltkunst? Welche Konsequenzen folgen aus
einem erweiterten Sinn für Kunst als einer grenzüberschreitenden
Thematik für die individuelle Forschung zu Themen aus der
abendländischen Bildertradition? Welche Potentiale der Betrachtung und
der Forschung verbergen sich in dem Konzept einer „Weltkunst“? Welche
Implikationen hat dieses Projekt nicht nur im Blick auf den
„Eurozentrismus“ der abendländischen Tradition, sondern auch für die
Erforschung der Herstellung von Kunstwerken und von Objekten in einer
globalisierten Welt? Was bedeutet Kunst in Bezug auf die Globalisierung
und vice versa? Welche Möglichkeiten tauchen für vergleichende Studien
wie auch für die Erforschung von Objekten und Kunstwerken auf, die im
Rahmen einer traditionellen Kunstgeschichte bislang zu wenig Beachtung
gefunden haben? Diese Fragestellungen sind nicht erschöpfend, sondern
eher dazu gedacht, den Grundtenor der Probleme anklingen zu lassen, mit
der sich die Akademie beschäftigen möchte. Sie möchte DoktorandInnen
und PostdoktorandInnen der Kunstgeschichte und der benachbarten
Disziplinen die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch bieten. Zudem
möchte sie zu Debatten über die Konsequenzen einer globalisierten
Kunstgeschichte für die Disziplin wie auch für die individuelle
Forschungsarbeit anregen. Wir begrüßen Vorschläge, die individuelle
Forschungsthemen mit der Gesamtfragestellung verknüpfen im gleichen Maße
wie Beiträge, die Bezüge mit der Thematik der Weltkunst kritisch
reflektieren oder die Konsequenzen für die hier skizzierten
Problematiken thematisieren.
Sektionen
1) Visuelle / kulturelle Begegnung
- Die Magie des Exotischen
- Geschichten des Sehens
- Das Sehen quer durch die Kulturen
- Die Darstellung des ‚Anderen‘
- Migrationsbewegungen von Kunstgeschichte und von Kunsthistorikern
2) Konzepte
- Der „Fetisch“: Die Karriere eines Konzepts
- Der „Primitive“: Erfindung und Niedergang eines Konzepts
- Regime des Exotismus: Chinoiserie, Orientalismus, Japonismus, „Negerkunst“
- „Weltkunst“: Entstehung und Zukunft eines Konzepts
3) Institutionelle Rahmenbedingungen
- Welchen Nutzen hat ein Universalmuseum?
- Sind ethnographische und anthropologische Museen Anachronismen?
- Kunsthistorische Institutionen in einem globalen Kontext
- Anthropologie und Ethnologie: vom Musée de l’homme zum Musée du Quai Branly und vom Museum of Mankind zum British Musuem
- Disziplinarität, Interdisziplinarität und Weltkunst
4) Medien und Kunstproduktion
- Medien und Technologie
- Transmedialität / Intermedialität
Bewerbung
Die Ausschreibung wird online auf der Website des Internationalen Netzwerkwerks für Kunstgeschichte (www.proartibus.net), dem Sainsbury Institute for Art (SIfA) (sifa.uea.ac.uk/), dem INHA (www.inha.fr) sowie anderer Institutionen des Netzwerks erscheinen. Postgraduierte Studierende (Master, Promotion oder Postdocs), die an der Akademie teilnehmen möchten, werden gebeten, Vorschläge für einen Vortrag von maximal 20 Minuten Länge einzureichen, und ihrer Bewerbung eines kurzen Lebenslauf beizufügen, der auch Informationen über ihre Fremdsprachenkenntnisse enthält. Die Beiträge sollten nicht mehr als 1800 Zeichen bzw. 300 Wörter umfassen. Sie können in Englisch, Französisch, Deutsch oder Italienisch verfasst sein. Sie sollten in einem Worddokument eingereicht werden, und sollten sowohl den Namen des Bewerbers, die Adresse (elektronisch und postalisch), die Institution, das Herkunftsland des Bewerbers wie auch die gewünschte Sektion, in der der Beitrag verortet sein soll, beinhalten.
Der Vorschlag und der Lebenslauf müssen als ein einziges Dokument als Anhang einer Email beigefügt werden. In der Betreffzeile der Email sollten sowohl der Name der Bewerberin / des Bewerbers als auch das Herkunftsland genannt werden. Senden Sie Ihre Bewerbung bis einschließlich Montag, den 25. Februar 2013 an folgende Email-Adresse: ecoledeprintempsnorwich@gmail.com.
Die Vorschläge werden von den einzelnen Ländern des Netzwerks ausgewählt. Der nationale Korrespondent wird die Liste der ausgewählten Beiträge via Email in der ersten Märzwoche 2013 zum Organisationskomitee schicken. Das Organisationskomitee wird, nach Rücksprache mit dem wissenschaftlichen Komitee des Netzwerks, das Programm der Frühjahresakademie erstellen. Die Bekanntgabe der Auswahl der Bewerber für die Frühjahrsakademie wird Mitte März auf den Seiten des Netzwerks, des SIfA, des INHA, und der anderen Seiten der Institutionen des Netzwerks erfolgen.
Erfolgreiche Bewerber werden gebeten, ein Abstract von maximal 300 Wörtern sowie eine Übersetzung dieses Abstracts in eine der offiziellen Sprachen des Netzwerks bereitzustellen. Das Abstract und die Übersetzung müssen als ein Word-Dokument gemeinsam mit einer Powerpoint-Präsentation bis zum 7. Mai an folgende Adresse geschickt werden: ecoledeprintempsnorwich@gmail.com.
Da die Teilnehmer ihren Vortrag in ihrer Muttersprache halten, ist
die Kenntnis der anderen Sprachen unerlässlich. Teilnehmer aus den
romanischen Sprachgebieten sollten Englisch oder Deutsch beherrschen,
während englische und deutsche Teilnehmer Kenntnisse entweder des
Französischen oder Italienischen vorzuweisen haben.
Bewerbungen zur Teilnahme als Diskutant
Studierende, die bereits an zwei oder mehr Frühjahrsakademien teilgenommen haben, werden gebeten, sich als Diskutanten zu bewerben. Dadurch werden Promovierende und Postdocs, deren Forschungen bereits weiter fortgeschritten sind, ermutigt, an der Frühjahrsakademie teilzunehmen, um dort die Diskussionen jeweils am Ende der Sektionen zu initiieren und zu moderieren. Diskutanten sollen eine kritische Einschätzung der gesamten Sektion liefern sowie Problemstellungen und Fragen aufwerfen, die bislang offen geblieben oder von den Sprechern noch nicht behandelt worden sind. Diskutanten können aber auch neue Fragen in die Debatte einbringen, um die Diskussion in Richtungen zu lenken, die ihre eigene Forschungsarbeiten ermöglicht haben.
Kandidaten, die sich als Diskutanten bewerben möchten, sollten sich
nach demselben Verfahren wie die übrigen Teilnehmer bewerben und ihrer
Bewerbung einen kurzen Lebenslauf beifügen. Anstelle eines Vorschlags
für einen Vortrag werden sie gebeten, ein kurzes Motivationsschreiben
beizufügen, in dem sie auch ihre fachliche Eignung darlegen.
Bewerbungen für Beiträge von Professoren
Die Professoren des Netzwerks können sich wie jedes Jahr mit
Beiträgen bewerben, deren Themen für eine der Sektionen einen Rahmen
bilden. Lehrende, die das Programm bereichern möchten, werden gebeten,
die Organisatoren mit ihren Vorschlägen bis zum 1. März 2013 unter
folgender Email-Adresse zu kontaktieren:
bronwen.wilson@uea.ac.uk
Organisationskomitee:
Sainsbury Institute for Art, University of East Anglia, Norwich, UK
David Peters Corbett and Bronwen Wilson
Organisation:
Réseau International de la Formation à la Recherche en Histoire de
l’Art / The International Consortium of Art History / Internationales
Netzwerk für Kunstgeschichte (http://www.proartibus.net).
Leitungskomittee / Büro:
Präsident: Michael F. Zimmermann, Eichstätt und München
Ehrenpräsident: Ségolène Le Men, Paris; Henri Zerner, Boston MA und Vizepräsident Paris / Vizepräsidenten: Todd Porterfield, Montréal; Maria Grazia Messina, Florenz und Rom
Mitglieder des Komitees: Jan Blanc, Genf; Thomas Kirchner, Frankfurt
am Main; Johanne Lamoureux, Montréal; Nadeijie Laneyrie-Dagen, Paris
Nationale Ansprechpartner:
- Kanada: Johanne Lamoureux und Todd Porterfield (Université de Montréal)
- Frankreich: Frédérique Desbuissons (INHA), Béatrice Joyeux-Prunel (ENS), Claire Barbillon und Ségolène Le Men (Université Paris Ouest)
- Deutschland: Thomas Kirchner (Frankfurt am Main, Goethe-Universität) und Michael F. Zimmermann (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)
- Großbritannien: David Peters Corbett und Bronwen Wilson (Norwich, University of East Anglia) und Richard Thomson (The University of Edinburgh)
- Italien: Marco Collareta (Università di Pisa), und Maria Grazia Messina (Università degli studi di Firenze)
- Schweiz: Jan Blanc (Université de Genève); Christian Michel (Université de Lausanne)
- USA: Henri Zerner (Harvard University)
- Japan: Atsushi Miura (The University of Tokyo)