Klosterkultur in Bayern vor der Säkularisation - zwischen Heilsgeschichte und Aufklärung
Öffentliche Tagung im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, und in Kloster Raitenhaslach bei Burghausen Veranstalter: 24.–25. Juli 2009 |
||||
---|---|---|---|---|
Zum Thema der Tagung erschien Band 28 der Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München. Die Tagung widmet sich der Klosterkultur in Altbayern im 18. Jahrhundert und versucht, künstlerische Strategien im Spektrum zwischen höfischer Repräsentation und aufgeklärter Nützlichkeit herauszuarbeiten. Anlass für die Veranstaltung sind bauhistorische und restauratorische Untersuchungen des Klosters Raitenhaslach, die kürzlich nach Erwerb durch die Stadt Burghausen von der TU München durchgeführt wurden. Das älteste altbayerische Zisterzienserstift Raitenhaslach bei Burghausen (1146 gegründet), ein landständisches Prälatenkloster, ist ein seit der Säkularisation bemerkenswert gut erhaltenes architektonisches Ensemble. Seit 1694 wurde es in mehreren Etappen im Verlauf des 18. Jahrhunderts umfassend modernisiert und erweitert: 1694-98 Umbau der mittelalterlichen Kirche und erste barocke Ausstattung, 1737-39 Rokoko-Ausstattung, ab 1751 Prälatur und Kirchenfassade, 1764/65 Festsaal und Wallfahrtskirche Marienberg, 1777-80 Konvent, 1782-85 Bibliothek. Neben regionalen Kräften wie dem Trostberger Architekten Franz Alois Mayr kamen wiederholt überregional bedeutende Wanderkünstler zum Einsatz, so Johann Michael Rottmayr, Johann Baptist Zimmermann, Peter Jakob Horemans, Johann und Januarius Zick. Ihre Tätigkeit in Raitenhaslach belegt die Verbindungen des Klosters zum Münchner Hof, zum Erzstift Salzburg sowie zu benachbarten bzw. befreundeten Abteien. Die kurbayerischen Prälatenklöster unterlagen der Aufsicht des „Geistlichen Rats“ in München, einer landesfürstlichen Zentralbehörde, die Einfluss auch auf die Bau- und Kunstpolitik der Konvente nahm. In ihren künstlerischen Strategien sollten die Konvente durch zwei Mandate des „Geistlichen Rats“ direkt oder indirekt gelenkt werden: die Empfehlung der „italiänischen“ Manier (1720) und das rationalistisch argumentierende „Simplizitätsmandat“ (1770). Diese Direktiven bedeuteten die Propagierung eines repräsentativen Stils sakraler Magnifizenz einerseits sowie dessen offizielle Rücknahme und Distanzierung von „lächerlichen Zieraten“ andererseits. Sie formulieren nicht nur den Paradigmenwechsel der bayerischen Kirchenpolitik zwischen Konfessionalisierung und Aufklärung, sondern lassen sich, entsprechend differenziert, ebenso als Rahmen auf die gesamte süddeutsch-österreichische Klosterkultur im 18. Jahrhundert beziehen, von der Phase ihrer gegenreformatorischen Selbstbehauptung und Stabilisierung bis zur Öffnung gegenüber einer rationalistischen Wissenskultur vor dem Horizont aufgeklärt absolutistischer Nützlichkeitserwartungen. In diesem Kontext ist die Frage nach den sozialen, ökonomischen, politischen, künstlerischen und kulturellen Beziehungen der Abtei Raitenhaslach in verschiedenen Netzwerken exemplarisch zu erörten: Raitenhaslach eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt eines regionalen und überregionalen Vergleichs in der für die süddeutsche Kunst- und Kulturgeschichte zentralen Epoche des späten Ancien Régime. Konzeption der Tagung: Freitag, 24. Juli 2009 10.00 Uhr 10.15 Uhr 10.45 Uhr 11.15 Uhr 11.45 Uhr 12.15 Uhr 12.45 Uhr 14.30 15.00 Uhr 15.30 Uhr 16.30 Uhr 17.00 Uhr 18.15 Uhr Samstag, 25. Juli 2009 8.00 Uhr Rundgänge über das Klostergelände und Begehungen der Kirche, der Klostergebäude (Prälatenstock mit Festsaal und Abtskapelle) und der Wallfahrtskirche Marienberg: Wolfgang Hopfgartner (Burghausen): Historische Einführung 11.00 bis 12.30 Uhr 12.30 Uhr 13.30 Uhr 14.45 Uhr 15.00 bis 19.00 Uhr 19.00 Uhr 20.30 Uhr Veranstaltungsorte Freitag, 24. Juli 2009 Samstag, 25. Juli 2009 8.00 Uhr Abfahrt mit Reisebus ab Zentralinstitut für Kunstgeschichte Transfer München - Burghausen - München (einfach circa 90 km) nur für angemeldete Teilnehmer der Tagung (15 € pro Person für Hin- und Rückfahrt). Die Anmeldefrist für den Bustransfer endet am 3. Juli 2009. Dr. Iris Lauterbach
|
||||