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Nachruf: Charles Davis (1939-2015)

Ein Meilenstein der Forschung zu Giorgio Vasari war die Austellung 1981 in seinem Heimatort Arezzo: „Principi, letterati e artisti nelle carte di Giorgio Vasari. Lo storiografo dell’arte nella Toscana dei Medici“. Der Katalog mit einer Fülle von Ideen stellt erstmals in diesem Umfang die für Vasari als Künstler, Architekt, Autor und Theoretiker relevanten Objekte und Kontexte zusammen. Und er tut dies in einer immer noch vorbildlichen historisch-kritischen Präzision des Umgangs mit den Materialien. Die wissenschaftliche Konzeption der Ausstellung und die Mit-Herausgabe des Katalogs lagen bei Charles Davis.


Vasari kann in vieler Hinsicht auch als Leitbild für das kunsthistorische Arbeiten von Charles Davis insgesamt stehen: Nachdem Davis 1972 an der University of North Carolina, Chapel Hill, mit einer Arbeit zu „Bartolomeo Ammannati: Studies in his Sculpture“ promoviert worden war, publizierte er rund 140 Beiträge, die von der Zeichnung über Malerei, Skulptur, Medaillenkunst und Architektur bis hin zu Archivforschung und Kunstliteratur reichen. Unverkennbarer Schwerpunkt ist dabei das Italien des Cinquecento mit Michelangelo und Vasari als den zentralen Figuren, wobei die Interessen aber weit ins 17. und 18. Jahrhundert ausgreifen. Dabei spielten die Kunstliteratur und eine große Aufmerksamkeit für die neuen technischen Möglichkeiten des Digitalen eine zunehmende Rolle im Arbeiten von Charles Davis. Dies zeigt allein schon seine Rolle als Mitbegründer und -herausgeber der Online-Publikationsreihe „FONTES. E-Quellen und Dokumente zur Kunst 1350-1750 ǀ Sources and Documents for the History of Art 1350-1750“ im Jahr 2007, für die er seitdem allein 36 kommentierte Texteditionen von Vasari bis Hogarth beigetragen hat.

Charles Davis, der die letzten Jahrzehnte vor allem in Florenz, Venedig und München gearbeitet hat, ist am Montag, den 26. Oktober 2015, in München verstorben.

Ulrich Pfisterer