Nachruf: Charles Davis (1939-2015)
Vasari kann in vieler Hinsicht auch als Leitbild für das kunsthistorische Arbeiten von Charles Davis insgesamt stehen: Nachdem Davis 1972 an der University of North Carolina, Chapel Hill, mit einer Arbeit zu „Bartolomeo Ammannati: Studies in his Sculpture“ promoviert worden war, publizierte er rund 140 Beiträge, die von der Zeichnung über Malerei, Skulptur, Medaillenkunst und Architektur bis hin zu Archivforschung und Kunstliteratur reichen. Unverkennbarer Schwerpunkt ist dabei das Italien des Cinquecento mit Michelangelo und Vasari als den zentralen Figuren, wobei die Interessen aber weit ins 17. und 18. Jahrhundert ausgreifen. Dabei spielten die Kunstliteratur und eine große Aufmerksamkeit für die neuen technischen Möglichkeiten des Digitalen eine zunehmende Rolle im Arbeiten von Charles Davis. Dies zeigt allein schon seine Rolle als Mitbegründer und -herausgeber der Online-Publikationsreihe „FONTES. E-Quellen und Dokumente zur Kunst 1350-1750 ǀ Sources and Documents for the History of Art 1350-1750“ im Jahr 2007, für die er seitdem allein 36 kommentierte Texteditionen von Vasari bis Hogarth beigetragen hat.
Charles Davis, der die letzten Jahrzehnte vor allem in Florenz, Venedig und München gearbeitet hat, ist am Montag, den 26. Oktober 2015, in München verstorben.
Ulrich Pfisterer