Workshop // Nozomu Ninomiya: Die ideologische Rezeption des Mittelalters bei Hans Sedlmayr
Termindetails
Wann
von 12:00 bis 13:00
Art
Wo
Hans Sedlmayr (1896-1984) ist einer der bedeutendsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts. Seine Arbeit ist methodologisch ambitioniert, aber auch schon in seiner Zeit sehr umstritten. Sedlmayr vertrat die Kunst betreffend stets eine konservative Ansicht. Die neue Bewegung der bildenden Kunst sowie der Baukunst, die mit der Französischen Revolution aufkam, hat er stark kritisiert. Die Kritik an der Moderne kommt nicht nur in der kunsthistorischen Analyse hervor, sondern auch in seiner politischen und moralischen Gesinnung. Sedlmayrs Wertschätzung des Werkes Entstehung der Kathedrale (1950) hat dieselben Wurzeln. Er behauptet, dass die gotische Kathedrale den Höhepunkt der westlichen Kunstgeschichte darstellt. Seiner Meinung nach zeigt die mittelalterliche Baukunst die ideale Einheit der Künste, die in der modernen Zeit zerstört wurde. Sedlmayr betrachtet die Gotik nicht nur als eine Epoche der Kunstgeschichte, wo der eigentümliche Stil entstanden ist, sondern auch als einen überhistorischen Begriff, nach dem er eine neue Historiografie konstituieren kann.
In meiner Forschung werden unter anderem drei Punkte untersucht. Erstens, wie die geschichtliche Perspektive in der Entstehung der Kathedrale und anderen Texte von Sedlmayr konstruiert wird. Des Weiteren, in welchem historischen Kontext (z. B. NS-Zeit, soziale Debatte in der Nachkriegszeit sowie japanische Rezeption Sedlmayrs) Sedlmayrs Texte geschrieben wurden. Zum Schluss, was für ein Diskurs über mittelalterliche Kunst im 20. Jahrhundert sich in den deutschsprachigen Ländern entwickelt hat, der die Entstehung der Kathedrale Sedlmayrs ermöglichte.
[Abbildung: Caspar David Friedrich, Vision der christlichen Kirche Sammlung, Museum Georg Schäfer | als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons]