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Die Moriskentänzer im Münchner Stadtmuseum: Repräsentation und Performanz städtischen Selbstverständnisses


Eine gemeinsame öffentliche Tagung des Zentralinstituts für Kunstgeschichte und des Münchner Stadtmuseums

Donnerstag, 2. Juli 2009 im Münchner Alten Rathaus
Freitag, 3. Juli 2009 im Münchner Stadtmuseum

_> zur Anmeldung_

Der Bildhauer und Baumeister Erasmus Grasser (um 1450-1518) aus Schmidmühlen in der Oberpfalz schuf mit den Münchner Moriskentänzern ebenso einzigartige wie rätselhafte Hauptwerke der süddeutschen Bildschnitzerei des Spätmittelalters.

Die zehn 1480 entstandenen Holzfiguren gehören zu den bedeutendsten Kunstwerken der Stadt München, deren Ratsvertretung den ungewöhnlich hoch dotierten Auftrag vergeben hatte. Sie wurden im damals neu errichteten Tanzhaus am Marienplatz aufgestellt, das heute als das "Alte Rathaus" bekannt ist. Eine Deutung der Figuren als frühe Zeugnisse bürgerschaftlicher Repräsentation scheint nahezuliegen. In ihrem ursprünglichen Zusammenhang waren die Moriskentänzer jedoch in ein komplexes heraldisches Programm eingebunden, das den bayerischen Landesherrn ins Zentrum eines kosmologischen Weltentwurfs rückte. Als exotische Entourage im höfischen Zeremoniell übernahmen die Figuren die in der zeitgenössischen Bildsprache gängige Funktion der Wappenträger und ordneten sich als preziöses Ornament in einen Kontext ein, mit dem der Herzog von Bayern einen dynastischen Anspruch auf die Vormachtstellung im Reich anmeldete.

Mit der Darstellung der ursprünglich wohl maurischen Tanzsprünge und ihrer grotesken Bewegungsmotive, die den Posen heutiger Raver nicht unähnlich sind, scheint der Künstler nicht zuletzt die gestalterischen Möglichkeiten der Holzschnitzerei demonstriert zu haben, einer traditionellen Technik, der in Skulpturen aus Stein und Bronze eine neue Konkurrenz erwuchs. Das statuarische Prinzip des Bildwerks fand in den Moriskentänzern zu einer virtuos interpretierten Auflösung.

Anlässlich ihrer neuen Präsentation im Münchner Stadtmuseum stehen die Moriskentänzer im Blickpunkt einer interdisziplinären Tagung, die den offenen Fragen aus historischer, kunstgeschichtlicher, konservatorischer, musikwissenschaftlicher sowie kostümkundlicher Sicht nachgeht und die Figuren in ihren historischen Kontext zurückführen will.


Programm

Zum Ausdrucken: Programm als PDF-Datei

Donnerstag, 2. Juli 2009
Ort: München, Altes Rathaus, Marienplatz 15

19.00 Uhr
Begrüßung Thomas Weidner (Münchner Stadtmuseum)

19.15 Uhr
Darbietung der "Münchner Moriskentänzer. Tanzgruppe der Technischen Universität München." Unter Leitung von Gertrude Krombholz

19.30 Uhr
Abendvortrag
Richard Bauer (München)
Dynastie und Bürgerschaft in Konkurrenz: München um 1480

20.30 Uhr
Umtrunk

 

Freitag, 3. Juli 2009
Ort: München, Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, Stadtmuseumssaal

9.30 Uhr
Begrüßung und Moderation Thomas Weidner (Münchner Stadtmuseum)

9.30 Uhr
Hans Ramisch (München)
Ist über Grasser schon alles gesagt?

10.00 Uhr
Manuel Teget-Welz (Zentralinstitut für Kunstgeschichte)
Die Moriskentänzer des Erasmus Grasser und die Darstellung der Bewegung in der Skulptur um 1480

10.30 Uhr
Thomas Eser (Germanisches Nationalmuseum)
Vom Morisk zum Putto? Verbildlichungen "heftiger Bewegtheit" und die höfisch-bürgerliche Affektkontrolle im späten 15. Jahrhundert

11.00 Uhr
Diskussion

Anschließend:
Angela Hückel und Henning Rader (Münchner Stadtmuseum)
Der "Hochzeiter" in x-ray. Fragen zur Fassung der Moriskentänzer und Führung durch den Moriskensaal in der Dauerausstellung "Typisch München!"

:: Mittagspause ::

14.00 Uhr
Begrüßung und Moderation Iris Lauterbach (Zentralinstitut für Kunstgeschichte)

14.00 Uhr
Julian Jachmann (Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln)
Die Moriskentänzer im Kontext: Kommunale Räume in süddeutschen Reichs- und Residenzstädten

14.30 Uhr
Lorenz Welker (Institut für Musikwissenschaft, Ludwig-Maximilians-Universität München)
Die Rezeption des Fremden in Musik und Tanz der Renaissance: Die Moresca

15.00 Uhr
Johannes Pietsch (München/Wabern)
Die Kostüme der Moriskentänzer

15.30 Uhr
Diskussion und Pause

16.30 Uhr
Filmvorführung Carl Lamb (1908 - 1968), "Die Moriskentänzer des Erasmus Grasser" (D/1955)

16.45 Uhr
Ulrich Kirstein (München)
Der Moriskentänzer im Herrgottswinkel. Zur Rezeption im Nationalsozialismus

17.15 Uhr
Diskussion

18.00 Uhr
Abendvortrag
Thomas Weidner (Münchner Stadtmuseum)
Die Moriskentänzer im musealen Exil. Ein Resümee.


Das Symposium wird veranstaltet vom Münchner Stadtmuseum und dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München.
Konzeption: Iris Lauterbach und Thomas Weidner.

Ansprechpartner

Dr. Thomas Weidner
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
thomas.weidner@muenchen.de

Dr. Iris Lauterbach
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Meiserstr. 10
80333 München
I.Lauterbach@zikg.eu

Anmeldungen bitte unter:
morisken@zikg.eu

Weitere Informationen auch beim Münchner Stadtmuseum:
Tel.: 089 / 233-22370
Fax: 089 / 233-25033
www.stadtmuseum-online.de


Veranstaltungsorte

2. Juli 2009
Altes Rathaus München
Marienplatz 15
S- und U-Bahn: Station Marienplatz

3. Juli 2009
Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
S- und U-Bahn: Station Marienplatz
U-Bahn: Station Sendlinger Tor
Bus 152: Haltestelle St.-Jakobs-Platz

 

  Zentralinstistut für Kunstgeschichte                        Münchner Stadtmuseum  
     

 

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