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Vortrag Marlen Schneider

Termindetails

Wann

17.05.2017
von 18:15 bis 20:00

Art

Mittwochsvortrag

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Vortragsraum 242, II. OG, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

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„Il est permis de s’enivrer quelquefois“: Weinkonsum und künstlerische Praxis im Paris des 18. Jahrhunderts

Die Steigerung künstlerischer Erfindungskraft mithilfe von Rauschmitteln ist ein Topos, der die Kunstgeschichte von der Renaissance bis heute durchzieht und das Bild vom genialen und zugleich devianten Künstler nachhaltig geprägt hat. In der frühen Neuzeit wurde vor allem dem Getränk des Bacchus eine bewusstseinserweiternde und stimulierende Wirkung zugesprochen, die es allerdings – den moralistischen Zeitgenossen zufolge – mit Vorsicht zu genießen galt. Im Vortrag soll diese ambivalente Stellung des Weinkonsums in der Pariser Kunstwelt des 18. Jahrhunderts diskutiert werden. Zum einen zeugt der philosophische und kunsttheoretische Diskurs der französischen Aufklärung von einem ausgesprochenen Misstrauen gegenüber Phänomenen und Praktiken, die mit Kontrollverlust und Irrationalität einhergingen. Zum anderen eröffnete der Weingenuss Malern und Dichtern eine sinnliche Erfahrungswelt jenseits von ästhetischen und sozialen Normen, die als gewinnbringend für das eigene Schaffen wahrgenommen wurde. Anhand von Bildquellen sowie poetischen und kunsttheoretischen Texten sollen die produktionsästhetischen und künstlersozialgeschichtlichen Aspekte des Weinkonsums im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Moralvorstellungen, künstlerischer sociabilité, Imagination und Legendenbildung untersucht werden. Nicht zuletzt lässt sich so ein alternativer Zugang zur Kunst der Aufklärungszeit erschließen, der auch ihre subversiven und fantastischen Tendenzen in den Blick nimmt.

 

Dr. des. Marlen Schneider, Saarbrücken

Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Kulturwissenschaften in Leipzig war Marlen Schneider von 2010 bis 2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Forum für Kunstgeschichte in Paris. 2015 verteidigte sie ihre Dissertation „Belle comme Vénus. Das portrait historié zwischen Ancien Régime und Zeitalter der Aufklärung“, die an den Universitäten Leipzig und Lyon 2 entstanden ist und 2016 mit dem Prix Marianne Roland Michel ausgezeichnet wurde. Im Frühjahr 2017 schloss sie ein zweijähriges Post-Doc-Projekt zu künstlerischen Traum- und Inspirationsdiskursen an der Universität des Saarlandes ab. Neben der französischen Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts zählen die höfische Porträtkultur, die surrealistische Bewegung und Picasso zu ihren Forschungsinteressen. Ein Habilitationsprojekt zur frühneuzeitlichen Künstlermobilität zwischen Frankreich und Deutschland befindet sich in Vorbereitung.