Call for Papers // Aspekte deutscher Gartenkunst der Frühen Neuzeit (ca. 1550 bis 1640)
„Herrliche schöne, wolgezierte und nutzbare Gärten“, so formulierte Johann Peschel in seiner „Garten-Ordnung“ (1597) pointiert die Funktion und Wahrnehmung von Gärten im semantischen Feld zwischen Zierde und Nutzen: eine in der Gartentheorie um 1600 häufig anzutreffende Polarisierung. Sie drückt den Aufstieg der Gartenkunst aus der Landwirtschaft aus und lässt zugleich in der Betonung der Zierfunktion die angestrebte Eingliederung der Gartenkunst in ein bestehendes theoretisches und Gattungssystem der Künste erkennen. Die Polarisierung von Nutzen und Zierde, von Natur und Kunst kann jedoch nur als ein Rahmensystem verstanden werden, in dem sich ein breiteres Spektrum von Gestaltungen und höfischen, städtischen, religiösen und wissenschaftlichen Nutzungskonzepten der Gärten im behandelten Zeitraum entwickelt. Befasst sich die internationale Forschung seit langem intensiv mit den Gärten italienischer Villen oder französischer Schlösser, so lassen sich in der Erforschung der deutschen Gartenkunst der Frühen Neuzeit Desiderate erkennen, sieht man von einzelnen gut bearbeiteten Anlagen wie etwa dem Heidelberger Schlossgarten (Hortus palatinus) ab. Die Desiderate sind sicherlich auch auf spärliche Überlieferung und mangelnde Auseinandersetzung mit vorhandenen Quellen zurückzuführen. Die Tagung nimmt daher die Reise- und Sammlungsbeschreibungen von Philipp Hainhofer zum Anlass, um die deutsche Gartenkunst in einem Zeitraum zu behandeln, der im mittleren 16. Jahrhundert mit einer gesteigerten Würdigung und Wertigkeit von Gärten und Pflanzenkultur einsetzt und etwa mit dem Erscheinungsdatum von Joseph Furttenbachs „Architectura Recreationis“ (1640) endet.
Beispielsweise könnten folgende Themengebiete aufgegriffen werden:
- Entwurf, Gestaltung, Bepflanzung und Ausstattung höfischer Residenzgärten und bürgerlicher Gärten in den Städten
- Pflanzenkultur und Pflanzenverwendung
- Handel, Tausch von Pflanzen und Samen
- Ausbildung und berufliche Situation von Gärtnern
- Gartentheorie
- Das Verhältnis von Architektur und Garten
- Verbindung mit religiösen Praktiken (Einsiedeleien)
- Der Garten als Ort wissenschaftlicher Zusammenkünfte
- Der Blick auf und die Wahrnehmung und Beschreibung von Gärten (etwa in Reisejournalen)
- Die Auseinandersetzung deutscher Reisender und Gärtner mit europäischen Modellen
- Gärten in der bildenden Kunst, Literatur oder Musik
Themenvorschläge (in deutscher oder englischer Sprache) für bislang unpublizierte Beiträge mit einer Zusammenfassung (max. 2.000 Zeichen) und einem CV (mit Angaben der einschlägigen Publikationen) werden erbeten bis zum 30. September 2021 an: Hainhofer-Kolloquium-4@t-online.de
Die Reise- sowie Übernachtungs- und Verpflegungskosten werden vom Veranstalter übernommen. – Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch.
Doktorand*innen sowie Wissenschaftler*innen der Post-doc-Phase werden ausdrücklich zur Bewerbung ermutigt.
Die Tagungsbeiträge sollen in einem von Andreas Tacke, Iris Lauterbach und Michael Wenzel herausgegebenen Sammelband in der Hainhoferiana-Schriftenreihe der Schwabenakademie Irsee beim Michael Imhof Verlag (Petersberg) im Frühjahr 2023 gedruckt vorliegen.
Den Rahmen der Philipp-Hainhofer-Kolloquien der Schwabenakademie Irsee bildet das Langzeitvorhaben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Kommentierte digitale Edition der Reise- und Sammlungsbeschreibungen Philipp Hainhofers (1578–1647)“. Für das IV. Philipp-Hainhofer-Kolloquium der Schwabenakademie Irsee konnte Prof. Dr. Iris Lauterbach vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte (München) als Kooperationspartnerin gewonnen werden.
Veranstaltungsort: Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee
[Abbildung: Kopie nach Matthias Kager, Ansicht des Fischweihers im Münchner Hofgarten (Detail), © HAB Wolfenbüttel 23-3-Aug-2f]
___________
Call for Papers: Aspects of Early-Modern German Garden Design (circa 1550–1640)
4th Philipp Hainhofer Colloquium of the Schwabenakademie Irsee, 8–10 April 2022
“Magnificently beautiful, decorated and usable gardens.” This is how Johann Peschel formulated the function and perception of gardens semantically between ornament and use in his “Garden-Ordnung” (1597), a polarization frequently encountered in garden theory ca. 1600. This text expresses the rise of the field of garden design from pure agriculture and, at the same time, emphasizes the decorative function of garden design’s integration into an existing theoretical and artistic framework. The polarization between utility and ornament, and nature and art can, however, only be understood as a system in which a broader spectrum of designs and courtly, urban, religious, and scientific concepts of gardens developed in the early modern period.
International research has long addressed early-modern garden design of Italian villas and French castles, while, aside from individual well-tended grounds such as the Heidelberg Castle Garden (Hortus palatinus), scholarship on contemporary German gardens is comparatively sparse. The conference, therefore, takes advantage of Philipp Hainhofer's travel notes and collection books as an opportunity to study German garden design in the early modern period, beginning in the mid-16th century with the growing appreciation and value of gardens and plant culture, and ending with the publication of Joseph Furttenbach’s “Architectura Recreationis” (1640).
We welcome paper topics including (but not limited to):
- Design, layout, planting, and furnishing of courtly residence gardens and urban civil gardens
- Plant culture and plant use
- Trade and exchange of plants and seeds
- Training and professional status of gardeners
- Garden theory
- The relationship between architecture and garden
- Connection with religious practices (e.g. hermitages)
- The garden as a place for scientific meetings
- The reception and the perception and description of gardens (e.g. in travel journals)
- The confrontation of German travelers and gardeners with other European models
- Gardens in the visual arts, literature, or music
Please send proposals (in German or English) for previously unpublished papers with a summary (max. 2,000 characters) and a CV (with details of relevant publications) by September 30, 2021 to: Hainhofer-Kolloquium-4@t-online.de
Travel, accommodation, and meals will be covered by the organizer. The conference languages are German and English. Doctoral students and early post-doctoral researchers are especially encouraged to apply.
The conference papers are expected to be issued in a subsequent anthology edited by Andreas Tacke, Iris Lauterbach, and Michael Wenzel in the Hainhoferiana series of the Schwabenakademie Irsee, published by Michael Imhof Verlag (Petersberg) in Spring 2023.
The Philipp Hainhofer Colloquia of the Schwabenakademie, Irsee, form the long-term project “Annotated digital edition of the travel and collection writings of Philipp Hainhofer” of the German Research Foundation (DFG). The 4th Philipp Hainhofer Colloquium is organized in cooperation with Prof. Dr. Iris Lauterbach (Zentralinstitut für Kunstgeschichte), Munich.
Venue: Schwabenakademie Irsee, Klosterring 4, 87660 Irsee