Frohe Festtage ...
Man benötigt einige Momente, um sich in dem Gemälde zu orientieren: 1913 malt Lovis Corinth, dem das ZI zum 100. Todesjahr die Ausstellung Corinth werden! Der Künstler und die Kunstgeschichte (bis 6. März 2026) widmet, am Weihnachtsabend diese familiäre Bescherungsszene. In einem festlichen Farbklang aus kräftigen Rot-, Ocker- und Grüntönen führt uns der Künstler, der mit seiner Signatur und der Datumsangabe in der linken oberen Ecke die Authentizität des Dargestellten zu beglaubigen scheint, in seine Berliner Wohnung: Wie der von Corinths Ehefrau Charlotte Berend-Corinth erstellte Werkkatalog informiert, befindet sich am linken Bildrand Charlotte selbst in Verkleidung als Weihnachtsmann, sodann rechts davon der Sohn Thomas in einer Rückenansicht vor einem Kasperletheater. Am rechten Bildrand sieht man die Tochter Wilhelmine in weißem Kleid.
Der Weihnachtsbaum im rechten oberen Bildviertel wirkt dagegen fast wie ein Bild im Bild – womöglich eine Anspielung auf eine Bildformel, wie sie schon von Diego Velázquez eingesetzt wurde? Der expressiv gesteigerte Pinselduktus und der pastose Farbauftrag jedenfalls lassen sich in eine Tradition der alla-prima-Malerei einordnen, für die neben Rembrandt und Frans Hals auch Velázquez ein wichtiges Vorbild war. 1918 wurde das Gemälde erstmals auf der Ausstellung der Berliner Sezession gezeigt.
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Lovis Corinth, Weihnachtsbaum, 1913 (Öl auf Leinwand, 120 x 80,5 cm, seit 1953 im Lentos Kunstmuseum Linz), Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München, Photothek, Bildarchiv Bruckmann, Ektachrome
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