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Vortrag Esther Wipfler

Termindetails

Wann

09.02.2015
von 10:45 bis 10:45

Art

Einzelvortrag

Wo

Technische Universität München

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Gold in der antiken und frühchristlichen Tafelmalerei – Überlegungen zu Funktion und Bedeutung des Materials im Rahmen des Forschungsprojektes ISIMAT

 

Seit über 100 Jahren beschäftigen sich nicht nur die Kunsthistoriker mit dem Goldgrund in der Kunst. So beschrieb ihn Oswald Spengler in seinem „Untergang des Abendlandes“ als etwas Magisches, das „jenseits alle[m] Farbig-Natürliche[n]“ stehe und das „Wesen und Walten der Gottheit“ darstelle. Alois Riegl sah im spätbyzantinischen Goldgrund die Darstellung des „Idealraums“. Erwin Panofsky verstand ihn als Metapher für die Unendlichkeit. Vielfach wurde der Goldgrund dann allgemein als Materialisierung des Lichts und/oder Ausdruck der Transzendenz interpretiert, die dann in der Neuzeit durch die – perspektivisch genaue – Landschaftsdarstellung abgelöst, wenn nicht gar „überwunden“ worden sei. Andere wie Ellen Beer betonten dagegen seinen ornamentalen Charakter. Peter Cornelius Claussen kam schließlich zu dem Ergebnis, dass der Goldgrund stets als „Projektionsfläche des jeweiligen Mittelalterbildes“ diente.


Auch unsere jetzige Beschäftigung mit dem Phänomen ist natürlich nicht frei von Vorverständnis und Intention. In einem interdisziplinären Projekt nach der Förderrichtlinie „Die Sprache der Objekte“ des BMBF sehen wir uns aber vor allem dem einzelnen Werk verpflichtet und versuchen davon ausgehend zu allgemeineren Aussagen zu kommen. Im Rahmen unseres Projektes ISIMAT1, das sich dem Inkarnat in der Tafelmalerei von 200 bis 1250 widmet, fragen wir auch nach dem Kontext der jeweiligen Darstellung und deren Bedeutungswandel.

Der Goldgrund erscheint auf Mumienporträts wie auf frühen Ikonen und Tafelbildern des Hochmittelalters. Er ist dort nicht nur jeweils technisch anders hergestellt, sondern Teil einer eigenen Ikonographie. In dem Beitrag sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede diskutiert werden, wobei als grundsätzliche Fragen bleiben: Welchen Raum definiert der Goldgrund? Wie verhält er sich zur Darstellung von (anderen) Lichtphänomenen, u.a. Nimbus und Strahlenkranz?

 

Vortrag im Rahmen der Fachkonferenz GoldRaum, Technische Universität München (09.02.2015)