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Dr. Dina Dorothea Falbe




Abteilung/en: Forschung
Gruppe/n: Preistragende

Vita

Dina Dorothea Falbe studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und der TU Delft. Seit 2015 arbeitet sie als Fachjournalistin und -autorin zu Themen um Architektur, Stadtentwicklung und Denkmalpflege.

Seit 2023 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Müther-Archiv an der Hochschule Wismar. Ihre Dissertation mit dem Titel „Typenschulbau in der DDR. Chronik einer politischen Bauaufgabe zwischen Repression und Emanzipation“ konnte sie im Februar 2025 an der Universität Groningen abschließen. Unterstützt wurde diese durch ein Stipendium der BBF (Bibliothek für bildungsgeschichtliche Forschung) in Berlin.

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Dina Dorothea Falbe über ihre mit dem Jutta-Held-Preis 2025 prämierte Dissertation „Typenschulbau in der DDR. Chronik einer politischen Bauaufgabe zwischen Repression und Emanzipation“:

 

Typenschulbauten verkörpern den über lange Zeit herrschaftslegitimierenden und sich wandelnden Fortschrittsbegriff sowie dessen Wahrnehmung und Interpretation durch die Bauschaffenden in der DDR. Die Idealvorstellung eines planbaren, auf wissenschaftlich-technischen Erkenntnissen beruhenden gesellschaftlichen Fortschritts war Grundlage der Normierung und Typisierung im Bauwesen und sollte zugleich über die polytechnische Bildung in den Schulen vermittelt werden. In ihrer räumlichen Organisation und Positionierung im Städtebau der DDR spiegeln die Schulbauten die auf nationaler wie lokaler Ebene ausgehandelte gesellschaftliche Norm ihrer Zeit wider.

Obwohl der Typenschulbau in der DDR zurecht als staatliches Machtinstrument mit repressivem Erziehungsanspruch angesehen werden kann, sind in seiner Geschichte emanzipatorische Momente erkennbar. Der massenhafte Schulbau sollte dazu dienen, allen Kindern unabhängig von Wohnort und Elternhaus gleichwertige Bildung zu ermöglichen und das Angebot professioneller Kinderbetreuung auszubauen. Die geforderte Selbstorganisation von Bau- und Planungstätigkeiten der Menschen vor Ort eröffnete im besten Fall Gestaltungsmöglichkeiten.

Dass die innovativsten Konzepte für Typenschulbauten auf regionaler Ebene entwickelt wurden, zeigt die Grenzen der Zentralisierung der Architekturproduktion in der DDR auf: Immer wieder gelang es Architekt:innen und Ingenieur:innen, sich von zentralstaatlichen Vorgaben zu emanzipieren und eigene Konzepte umzusetzen, deren Erfolg eben jene Vorgaben infrage stellte. So entstand eine beeindruckende Bandbreite an unterschiedlichen Entwurfsansätzen, räumlichen und gestalterischen Konzeptionen, die anhand der erhaltenen Bauten bis heute erlebbar sind und in dieser Arbeit dokumentiert werden. Die Analyse der Entwicklungslinien und Charakteristika bietet Grundlagen zur Bewahrung von Typenschulbauten aus der DDR als kulturelles Erbe.

 

[Abbildung: Hauptansicht der ehemaligen POS Juri Gagarin in Thale, Architekten Helmut Trauzettel u. a. (TU Dresden, VEB Hochbauprojektierung Halle), erbaut 1965-67, Wandbild von Willi Neubert, Quelle: Ehemaliges Archiv der POS Juri Gagarin Thale, Sammlung Heiko Golla]