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Lucy Jarman, M.A.

Preisträgerin Forschungspreis Angewandte Kunst 2021 am ZI, März 2022




Gruppe/n: Preistragende

Vita

  • Seit 09/2019 tätig beim De Gruyter Wissenschaftsverlag in Berlin
  • 2019 | Master of Arts, Freie Universität Berlin, Studium der Kunstgeschichte im globalen Kontext mit einer Abschlussarbeit zum Thema „In Kontakt: Eine Elfenbeinmuschel im Berliner Kunstgewerbemuseum als Instrument der privaten Andacht im Spätmittelalter“
  • 10/2015–09/2019 | Koordinatorin des Forschungs- und Fellowshipprogramms „Connecting Art Histories in the Museum“, Kunsthistorisches Institut in Florenz – MPI/Staatliche Museen zu Berlin – SPK
  • 2015 | Bachelor of Arts, Studium der Europäischen Kunstgeschichte, Ostasiatischen Kunstgeschichte und Koreastudien, Freie Universität Berlin
  • 09/2013–09/2015 | Studentische Hilfskraft im Forschungs- und Fellowshipprogramm „Art Histories and Aesthetic Practices“, Forum Transregionale Studien/Kunsthistorisches Institut in Florenz – MPI
  • 2013–2014 | Freie Mitarbeiterin für Führungen durch die Sammlung im Museum für Asiatische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin – SPK

 

Publikationen

[Stand: September 2021]

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Lucy Jarman über ihre mit dem Forschungspreis Angewandte Kunst 2021 prämierte Arbeit "In Kontakt: Eine Elfenbeinmuschel im Berliner Kunstgewerbemuseum als Instrument der privaten Andacht im Spätmittelalter"

 

Eine nicht ganz handtellergroße, gelbliche Jakobsmuschel mit feinen Längsrillen wird in einer Vitrine des Berliner Kunstgewerbemuseums ausgestellt. Wie ist diese Muschel hier gestrandet? Auf den ersten Blick scheint sie zwischen den kleinteilig geschnitzten, gotischen Elfenbeinarbeiten, die sie umgeben, fehlplatziert. Doch spätestens im Herumschreiten wird deutlich, dass es sich hierbei ebenfalls um eine Elfenbeinschnitzerei handelt – laut Museumsbeschreibung eine französische oder rheinische aus dem späteren 15. bis frühen 16. Jahrhundert. Die Innenseite der Muschel birgt eine tief in die Wölbung der Schale geschnittene Beweinung Christi. Dazu kommt, dass sie mit dem charakteristischen Loch im ohrartigen Fortsatz als Pilgermuschel identifiziert werden kann und als Zeichen einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela zu verstehen ist. Da sich keine weitere, derart gestaltete spätmittelalterliche Elfenbeinschnitzerei erhalten hat, bleibt zu fragen: Was ist dieses Ding überhaupt? Welche Funktionen erfüllte es? Wie wurde es benutzt und wie verstanden?

Die Masterarbeit „In Kontakt: Eine Elfenbeinmuschel im Berliner Kunstgewerbemuseum als Instrument der privaten Andacht im Spätmittelalter“ untersucht und deutet diese illusionistisch gestaltete Elfenbeinmuschel vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Frömmigkeit und der ihr eigenen Formen der privaten Andacht. Als monografisch angelegte Arbeit wurden der sammlungsgeschichtliche Kontext thematisiert, kulturhistorische Überlegungen zur Verwendung und dem Verständnis von Pilgerzeichen und -devotionalien angestellt sowie ikonografische, materialästhetische, medienspezifische und rezeptionsästhetische Betrachtungsweisen in der Analyse gewählt. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf den vielfältigen Rezeptionsangeboten, die das Objekt bietet, um eine meditative Versenkung zu stimulieren und zu unterstützen. Insbesondere im taktilen Gebrauch, in der Handhabung und im Zusammenspiel von Betrachten, Halten und Berühren entfaltet die Muschel ihre ganze Komplexität.

Bildnachweis: Pilgermuschel, 2. H. 15. Jh.‒frühes 16. Jh., Frankreich oder Rheinland (?), Elfenbein, 77 x 76 x 24 mm, Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. F 2469. © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Stefan Büchner