Rebecca Welkens, M.A.
Vita
- Seit 2024 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Europäische Kunstgeschichte, Universität Heidelberg im DFG-Projekt „ForNet – Fälschungen und Netzwerke“
- 2020–2024 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin der ZERO foundation in Düsseldorf, Archivleitung
- 2017–2023 | Promotionsstudium an der Otto-Friedrich-Universität, Bamberg im Fach Kunstgeschichte
- 2017–2020 | Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung
- 2012–2018 | Mitarbeiterin im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg
- 2009–2015 | Studium der Kunstgeschichte und Kulturgutsicherung an der Otto-Friedrich-Universität, Bamberg (Bachelor und Master of Arts)
Aktuelles Projekt
https://forgeries-and-networks.github.io/ForNetWeb/
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Rebecca Welkens über ihre mit dem Wolfgang-Ratjen Preis 2025 ausgezeichnete Dissertation Die Tronie in der Druckgraphik. Funktionen, Rezeptionen und Vermarktungen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert:
In meiner Dissertation Die Tronie in der Druckgraphik. Funktionen, Rezeptionen und Vermarktungen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert untersuche ich das Motiv der Tronie als eigenständige Darstellungsform des menschlichen Gesichts und analysiere deren Funktionen, Rezeptionen und Verwertungsstrategien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, erstmals unter dem Aspekt ihrer Medialität. Ich stelle die These auf, dass graphische Tronies aufgrund ihrer inhaltlichen Loslösung von den gängigen Kunstgattungen als eigenständige Kunstwerke stellvertretend für die facettenreiche (Selbst-)Repräsentation und Demonstration künstlerischer Fähigkeiten (Stil, Motivik, Technik) stehen können. Die Arbeit schließt damit eine Forschungslücke, die sich aus der gesonderten Behandlung von graphischen Tronies und den spezifischen Eigenarten des Mediums ergibt. Es kann gezeigt werden, dass die Entstehung graphischer Tronies an die Herausbildung freier Kunstmärkte gebunden ist und sich als Instrument der (Selbst-)Vermarktung etablieren konnte, womit die Arbeit Aufschlüsse über künstlerische Praktiken gibt und einen wichtigen Beitrag zur Graphik- sowie zur frühen Kunstmarktforschung leistet.
Die Aussagefähigkeit der Arbeit ergibt sich aus der konsequent durchgeführten Analyse relevanter Tronie-Graphik aus einem Zeitraum von ca. 1580 bis 1800 in Europa, wofür ich in zahlreichen graphischen Sammlungen geforscht habe. Erste serielle Auseinandersetzungen mit Tronies können in Antwerpen um 1580 beobachtet werden, bevor sich der Höhepunkt der Produktion graphischer Tronies bei Rembrandt und Jan Lievens in Leiden um 1625 ausmachen lässt. Mit Rembrandt und Jan Lievens etablierte sich die Tronie vor allem in der Graphik als feste Instanz auf dem Kunstmarkt. Sie wurde stellvertretend für die Kunst Rembrandts rezipiert, über die sich junge Künstler*innen auf dem Kunstmarkt profilierten. Anhand von prägnanten Beispielen wird in der Arbeit aufgezeigt, wie das Motiv der Tronie in der Druckgraphik ab dem 18. Jahrhundert immer wieder von Künstler:innen in ganz Europa aufgegriffen wurde und zum beginnenden ‚Rembrandt-Hype‘ beiträgt. Mithilfe des Motivs der Tronie wird in der Arbeit ein wichtiger Überblick über den Wandel des Kunstmarkts und im weitesten Sinne auch dem sich wandelnden Kunstgeschmack gegeben.
[BU: Jan Lievens, Bildnis eines Orientalen mit Bart und Turban, 1630–1632, Radierung, Zustand II (VII), 16 x 14,3 cm, Amsterdam, Rijksmuseum, Inv.-Nr.: RP-P-OB-12.553 © Rijksmuseum, Amsterdam.]