Benutzerspezifische Werkzeuge

Sie sind hier: Startseite / Aktuelles / Veranstaltungen / 2016 / Ausstellung // Galerie Helbing - Auktionen für die Welt

Ausstellung // Galerie Helbing - Auktionen für die Welt

Termindetails

Wann

27.04.2016 um 10:00 bis
24.08.2016 um 20:00

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Str. 10, 80333 München, nördlicher Lichthof, I. OG

Termin übernehmen

Die großzügige Schenkung der Kunsthandlung Rudigier, München, ist unmittel­barer Anlass dieser Vitrinen-Ausstellung: Das ZI erhielt ein umfang­reiches Konvolut von annotierten Katalogen des Münchner Auktions­hauses von Hugo Helbing. Das Konvolut umfasst insgesamt 698 Kata­loge aus dem Zeitraum von 1895 bis 1937, von denen 345 vollständig, 144 teilweise oder vereinzelt annotiert sind, und nur 209 keine Einträge oder Vermerke enthalten. Die Schenkung ergänzt die im Haus bereits vorhandenen Infrastrukturen, Ressourcen und Kompetenzen in heraus­ragender Weise.

Ausstellung Helbing - verlängert Die Ausstellung präsentiert exemplarisch einige der Kataloge und informiert über die vielfältigen Aktivitäten des jüdischen Kunsthändlers Hugo Helbing, der am 23. April 1863 in München geboren wurde und hier am 30. November 1938 an den Folgen eines Verhörs durch die Gestapo starb.

Derzeit sind der Forschung rund 800 Helbing-Kataloge bekannt, von denen aktuell 747 im wichtigen Portal „German Sales 1930-1945“ bzw. „German Sales 1901-1929“ der UB Heidelberg online konsultiert werden können. Die nun in das ZI gelangten Kataloge dokumentieren indes nicht nur den erzielten Hammerpreis, sondern auch den Käufer, der den Zuschlag erhielt, und in vielen Fällen auch den Einlieferer. Diese Angaben sind für viele Forschungsfragen von exzeptioneller Bedeutung.

Die in der Ausstellung gezeigten Helbing-Kataloge aus dem Bestand des ZI werden durch verschiedene Leihgaben (Kunsthaus Zürich und Privatbesitz) ergänzt.

Zum Quellenwert annotierter Kataloge
Auktionskataloge sind eine unterschätzte Quellengattung. Ihr besonderer Quellenwert wird jedoch dann sofort einsichtig, wenn man an Objekte in Privatbesitz denkt. Wechseln diese direkt oder durch Vermittlung eines Kunsthändlers den Besitzer, und gelangen erneut in Privatbesitz, so hinterlässt diese Transaktion in der Regel keine Spuren, die recherchiert werden könnten. Bei öffentlichen Versteigerungen und Auktionen hingegen werden Werke aus Privatbesitz dokumentiert – einige von ihnen erstmals. Diese Übereinstimmung der drei Koordinaten – was, wo, wann – ist häufig ein erstes Indiz im Laufe der Recherchen. Doch die Listung in einem Katalog und der Identifizierung mit einer Lot-Nr. besagt noch nichts über den Verlauf der Auktion (wie z.B. Hammerpreis), über den Einlieferer und den Käufer. Lässt man die Zeitzeugenschaft oder die selektiven Berichte in der Fachpresse (z.B. Weltkunst) außer Acht, so liefern allein die annotierten Kataloge jene Informationen, die für klassische kunsthistorische Forschungsfragen (Werkverzeichnisse, Zuschreibungen, etc.) wie für die Provenienzforschung von maßgeblicher Bedeutung sind.

Ausblick
Ähnlich wie das Fotoarchiv der Münchner Kunsthandlung Julius Böhler, welches das ZI 2015 mit Hilfe der DFG erwerben konnte, sollen die annotierten Helbing-Kataloge – schon aus konservatorischen Gründen – mittelfristig digitalisiert und der Forschung in geeigneter Weise (Transkription, Datenbank, etc.) zur Verfügung gestellt werden. Anders als im Falle Böhler sind bei Helbing aufgrund der Laufzeit derzeit keine personenschutz- oder archivrechtlichen Hindernisse zu erwarten).

Die geplante Nutzbarmachung der Informationen aus den Helbing-Katalogen erfordert indes nicht nur die Suche nach – und den Abgleich mit – anderen annotierten Exemplaren weltweit sowie eine konstruktive Abstimmung mit der UB Heidelberg. Angesichts des immensen Arbeitsaufwands, der Bindung personeller und technischer Ressourcen sowie der Programmierung eines forschungsorientierten Interface ist weitere finanzielle Unterstützung des Projekts unabdingbar.

Weitere Informationen zur Veranstaltung anlässlich der Schenkung von annotierten Katalogen an das Zentralinstitut für Kunstgeschichte und Ausstellungseröffnung finden Sie hier.
Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag, 10.00-20.00 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist kostenfrei.