Vortrag Gábor Endrődi
Ein Zeitgenosse Dürers neu entdeckt: Der Straßburger Künstler Hans Schrotbanck
In einer kurzer Periode nach 1500 erschien eine Reihe großformatiger Einblattholzschnitte und Buchillustrationen von hervorragender Qualität bei dem Pforzheimer Drucker Thomas Anshelm. In dem Vortrag wird der Versuch unternommen, dem Zeichner dieser Graphiken weitere Werke zuzuschreiben. Darunter befinden sich Holzschnitte von zum Teil eminenter Bedeutung, wie die Waldseemüllersche Weltkarte, mehrere Gruppen von Tafelbildern, so die Flügel des Lichtenthaler Nonnenchorretabels, sowie Handzeichnungen und ein unvollendeter Kupferstich. Eine der Zuschreibungen ermöglicht es, den Künstler mit Hans Schrotbanck zu identifizieren, einem Straßburger Maler, der nicht nur in Archivquellen fassbar ist, sondern auch als Verfasser eigener astrologischer und auch humoristischer Schriften hervortrat. Da Schrotbanck sich gleichzeitig als Mitarbeiter anspruchsvoller Buchprojekte der oberrheinischen intellektuellen Elite und als sein eigener Illustrator betätigte, bietet seine Wiederentdeckung eine außergewöhnliche Möglichkeit, den Anteil von Künstlern an der humanistischen Auseinandersetzung mit dem Visuellen auszuloten.
Dr. Gábor Endrődi, Budapest/München
Gábor Endrődi ist seit Februar 2016 Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung am Zentralinstitut für Kunstgeschichte. Er studierte Kunstgeschichte in Budapest, wo er 2012 mit einer Arbeit über Anton Pilgram promoviert wurde. Er arbeitete vorher als Kustos in der Ungarischen Nationalgalerie, seit 2007 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest.