Tagung "Bauhaus und Mittelmeer"
Termindetails
Wann
26.01.2008 um 18:30
Art
Wo
Tagung "Bauhaus und Mittelmeer Europäische Moderne und das klassische Erbe"
Zu Beginn der 1930er Jahre planten drei namhafte europäische Künstler ein Projekt, das seiner Zeit weit voraus war. Unter dem Namen Académie Européenne ‘Méditerranée’ (AEM) konzipierten Hendricus Theodorus Wijdeveld aus Amsterdam, Erich Mendelsohn aus Berlin und Amédée Ozenfant aus Paris eine europäische Kunstschule an der Côte d’Azur. Es war ein ehrgeiziges Vorhaben, dessen Umsetzung verheißungsvoll anlief. Mit Hilfe von Sponsoren und Aktionären wurde ein Grundstück zwischen Le Lavandou und Saint-Tropez angekauft. Künstler aus unterschiedlichen europäischen Ländern wurden als Lehrer angeworben und Broschüren mit organisatorischem Fahrplan und Curriculum in fünf Sprachen gedruckt und europaweit verteilt. Das Lehrprogramm war multidisziplinär angelegt und umfasste alle Kunstgattungen einschließlich Musik, Film und Tanz. Höchstes Niveau versprach darüber hinaus die Mitgliederliste des „Comité d’Honneur“, dem bedeutende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Politik angehörten, angefangen bei Albert Einstein, über Paul Valéry und Frank Lloyd Wright bis hin zu Igor Strawinsky. Wenngleich das Konzept in vielem an das Bauhaus erinnerte, ging es doch um weit mehr als um eine in den sonnigen Süden verlegte Variante der Dessauer Reformanstalt. Auf der Agenda der AEM stand die Bestandsaufnahme und Auswertung der modernen Kunst sowie ihre synthetische Verknüpfung mit Werten der antik-mediterranen Tradition. Die Académie vertrat die Vision eines Europa, dessen einender und universalistischer Identitätsstifter die Kultur des Mittelmeerraumes sein sollte. Dem Projekt blieb – nicht zuletzt aufgrund der widrigen Zeitumstände – die Verwirklichung versagt. Heute wirkt es hinsichtlich seiner kulturpolitischen, ästhetischen sowie pädagogischen Ansätze geradezu prophetisch. Das Symposium greift Themen und Diskurse aus dem zeitgenössischen Umfeld auf, die sich über ihre historische Bedeutung hinaus durch aktuelle Relevanz auszeichnen.