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Tagung "Klosterkultur in Bayern vor der Säkularisation"

Termindetails

Wann

24.07.2009
von 10:15 bis 20:15

Art

Wissenschaftliches Kolloquium

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Vortragsraum 242, II. OG, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

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Tagung "Klosterkultur in Bayern vor der Säkularisation - zwischen Heilsgeschichte und Aufklärung"

Die Tagung widmet sich der Klosterkultur in Altbayern im 18. Jahrhundert und versucht, künstlerische Strategien im Spektrum zwischen höfischer Repräsentation und aufgeklärter Nützlichkeit herauszuarbeiten. Anlass für die Veranstaltung sind bauhistorische und restauratorische Untersuchungen des Klosters Raitenhaslach, die kürzlich nach Erwerb durch die Stadt Burghausen von der TU München durchgeführt wurden. Das älteste altbayerische Zisterzienserstift Raitenhaslach bei Burghausen (1146 gegründet), ein landständisches Prälatenkloster, ist ein seit der Säkularisation bemerkenswert gut erhaltenes architektonisches Ensemble. Seit 1694 wurde es in mehreren Etappen im Verlauf des 18. Jahrhunderts umfassend modernisiert und erweitert: 1694-98 Umbau der mittelalterlichen Kirche und erste barocke Ausstattung, 1737-39 Rokoko-Ausstattung, ab 1751 Prälatur und Kirchenfassade, 1764/65 Festsaal und Wallfahrtskirche Marienberg, 1777-80 Konvent, 1782-85 Bibliothek. Neben regionalen Kräften wie dem Trostberger Architekten Franz Alois Mayr kamen wiederholt überregional bedeutende Wanderkünstler zum Einsatz, so Johann Michael Rottmayr, Johann Baptist Zimmermann, Peter Jakob Horemans, Johann und Januarius Zick. Ihre Tätigkeit in Raitenhaslach belegt die Verbindungen des Klosters zum Münchner Hof, zum Erzstift Salzburg sowie zu benachbarten bzw. befreundeten Abteien. Die kurbayerischen Prälatenklöster unterlagen der Aufsicht des „Geistlichen Rats“ in München, einer landesfürstlichen Zentralbehörde, die Einfluss auch auf die Bau- und Kunstpolitik der Konvente nahm. In ihren künstlerischen Strategien sollten die Konvente durch zwei Mandate des „Geistlichen Rats“ direkt oder indirekt gelenkt werden: die Empfehlung der „italiänischen“ Manier (1720) und das rationalistisch argumentierende „Simplizitätsmandat“ (1770). Diese Direktiven bedeuteten die Propagierung eines repräsentativen Stils sakraler Magnifizenz einerseits sowie dessen offizielle Rücknahme und Distanzierung von „lächerlichen Zieraten“ andererseits. Sie formulieren nicht nur den Paradigmenwechsel der bayerischen Kirchenpolitik zwischen Konfessionalisierung und Aufklärung, sondern lassen sich, entsprechend differenziert, ebenso als Rahmen auf die gesamte süddeutsch-österreichische Klosterkultur im 18. Jahrhundert beziehen, von der Phase ihrer gegenreformatorischen Selbstbehauptung und Stabilisierung bis zur Öffnung gegenüber einer rationalistischen Wissenskultur vor dem Horizont aufgeklärt absolutistischer Nützlichkeitserwartungen. In diesem Kontext ist die Frage nach den sozialen, ökonomischen, politischen, künstlerischen und kulturellen Beziehungen der Abtei Raitenhaslach in verschiedenen Netzwerken exemplarisch zu erörten: Raitenhaslach eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt eines regionalen und überregionalen Vergleichs in der für die süddeutsche Kunst- und Kulturgeschichte zentralen Epoche des späten Ancien Régime.

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