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Beitrag Andreas Nierhaus

Termindetails

Wann

15.11.2013
von 17:00 bis 17:40

Art

Tagungsbeitrag

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Vortragssaal Raum 242, II. OG, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München

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Vom guten und schlechten Sitzen. Theorie und Praxis des Stahlrohrmöbels in Österreich um 1930

Der Beitrag geht von der Kritik des Architekten Josef Frank (1885-1967) an der Überbewertung des Stahlrohrmöbels im modernen Wohnraum aus, die dieser in den Jahren um 1930 als Teil einer umfassenden Analyse des Neuen Bauens und Wohnens formulierte. Im Vergleich dazu war die Präsenz von Stahlrohrmöbeln im Österreich jener Jahre außergewöhnlich stark – von Entwurf (z.B. Ernst Plischke, Franz Singer) und Produktion (Thonet-Mundus, Kitschelt, Quittner, Talos etc.) über den Einsatz in öffentlichen und privaten Bauten bis hin zur Rezeption in unterschiedlichen Medien (Ausstellungen, Zeitschriften,  Bücher etc.). In der Diskussion um das Stahlrohrmöbel und seinen Einsatz im Wohnraum wird einmal mehr deutlich, dass die spezifische (politisch von links kommende) Wiener Kritik an normativen bzw. dogmatischen Aspekten des Funktionalismus und der „Maschinenästhetik“ keineswegs konservativ oder gar reaktionär war; man verstand sich vielmehr als Korrektiv innerhalb des großen und polyphonen Projekts einer konsequenten kulturellen Modernisierung, das vor irreführenden Formalismen bewahrt werden sollte.

Dr. Andreas Nierhaus
Geboren 1978 in Graz. Studium der Kunstgeschichte und Geschichte in Wien. 2004/2005 Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien, 2005-2008 Mitarbeiter der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; seit 2005 Lehrveranstaltungen an der Universität Wien; seit 2008 Kurator der Architektursammlung des Wien Museums. 2012 Kurator der Ausstellung „Werkbundsiedlung Wien 1932. Ein Manifest des Neuen Wohnens“ im Wien Museum.
Forschungsschwerpunkte: Architektur und bildende Kunst im 19. und 20. Jahrhundert; Historismus und Moderne; Medien der Architektur; Architekturzeichnungen.
Buchpublikationen u.a. über Gottfried Semper, die Wiener Hofburg und die Wiener Werkbundsiedlung.