Vortrag Sonja Hildebrand
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von 18:15 bis 20:00
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Von der Freiheit des Denkens. Gottfried Sempers Theorie des Schmucks und des „Formell-Schönen“
Gottfried Semper ist für seinen unkonventionellen Denkstil bekannt. Sein Freund Richard Wagner schilderte ihn als (seelenverwandten) Querdenker mit „Neigung zum absoluten Widerspruch“. Im gleichen Zug bemerkte er, Semper sei es als einzigem ernst gewesen mit dem, was er sagte, während es den anderen recht war, „zur gelegenen Zeit die Sache auf sich beruhen zu lassen.“
Sempers aus einem grenzüberschreitenden Denken hervorgegangene Konzeption der Architektur im Kontext von Handwerk und Kunstgewerbe, seine Analogien aus der Biologie und seine aus der Sprachgeschichte bezogenen Argumente sind etablierte Themen der Forschung. Schwierigkeiten bereitet dagegen noch immer die im und nach dem englischen Exil entstandene Schmucktheorie. Sie gilt als kaum in das Theoriegebäude integrierbar und als Re-Orientierung an klassischen Modellen. Der Vortrag behandelt Sempers Arbeiten zum Schmuck und die daraus abgeleitete Theorie des Formell-Schönen als Beispiel für eine Theoriebildung, die im Spannungsfeld von materieller Evidenz und einem konsequenten Denken in Variablen angesiedelt ist.
Prof. Dr. Sonja Hildebrand
Studium der Kunstgeschichte, Klassischen Archäologie und Publizistik in München und in Berlin. 1997 Promotion, 2008 Habilitation an der TU München. Forschungs- und Lehrtätigkeit in München, Bamberg und Zürich. 2010 Vertretungsprofessur für Kunstgeschichte am Institut gta der ETH Zürich. Seit 2011 Professorin für Architekturgeschichte der Moderne an der Accademia di architettura Mendrisio, Università della Svizzera italiana. Forschungsschwerpunkte im Bereich der Disziplingeschichte sowie der Architektur des 18.–21. Jahrhunderts.