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Workshop // Esther Wipfler: Der gewalttätige Christus in den visuellen Medien von der Antike bis heute

Termindetails

Wann

26.07.2023
von 12:00 bis 13:00

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Raum 242, II OG

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Ein gewalttätiger Christus scheint nicht in das kirchliche Konzept des Friedensbringers (vgl. Mt 5,39 und 44 etc.) zu passen, aber es gibt ihn in der Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel, die in allen Evangelien berichtet wird (Mt 21, 12-17, Mc 11,15-19, Lc 19,45-48, Jo 2,14-16). Darstellungen sind seit dem 6. Jh. überliefert.

Abbildung einer Druckgrafik. Dargestellt: Christus schlägt bei der Reinigung des zu einer "Räuberhöhle" verkommenen Tempels von Jerusalem mit einem Strick auf Händler und Pharisäer einDarüber hinaus war Christus als „Sieger“ nach Psalm 90 (91),13 seit dem frühen Christentum eine allgegenwärtige Bildformel. Sie beinhaltet die aus der imperialen Ikonographie entlehnte triumphale Geste der "calcatio colli", des Fußtritts auf den Hals des Gegners. Daneben gab die Darstellung Christi in der Konfrontation mit dem Teufel stets Anlass zu höchst dynamischen Bildern der Unterwerfung und Tötung.
Obwohl es einen ausgeprägten Diskurs über die Darstellung der Gewalt in der Passion Christi und der Märtyrer gibt, wurde die Bildtradition des gewaltsam agierenden Christus nie als solche hinterfragt.
Meine Studie soll deshalb ausgehend von der Klärung des jeweiligen Kontexts der Darstellung die signifikanten Motive des Themas identifizieren und die Paradigmenwechsel in der Geschichte dieser Ikonographien herausarbeiten. Der erste Forschungsschwerpunkt liegt auf der Zeit vom frühen Christentum bis zur Frühen Neuzeit als einer Periode der Entstehung und des Wandels von Themen in der christlichen Kunst, der zweite auf der Verwendung und Adaption der visuellen Überlieferung in der (politischen) Propaganda des 20. und 21. Jahrhunderts.
Im Workshop sollen u. a. folgende Fragen diskutiert werden: In welchen Epochen und an welchen Orten wird Christus gewaltsam dargestellt - gibt es wiederkehrende Situationen oder Anlässe, ähnliche historische Kontexte? Wie wird Christus bei diesen Handlungen dargestellt, welche Attribute, Waffen werden ihm zugeordnet? Wie werden die ikonographischen Traditionen im 20. und 21. Jh. adaptiert, transformiert oder auch negiert?

[Abbildung: Albrecht Dürer, Vertreibung der Händler und Wechsler aus dem Tempel, Holzschnitt aus dem Zyklus der sog. Kleinen Passion, 1508/09. Quelle: http://www.zeno.org/nid/20004000021]

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The Violent Christ in Visual Media. From Antiquity to the Present Day

A violent Christ does not seem to fit the Christian concept of the bringer of peace (cf. Mt 5:39 und 44 etc.), but it does exist in in the act of the expulsion of the merchants and money changers from the temple reported in all four Gospels (Mt 21:12-17, Mc 11:15-19, Lc 19:45-48, Jo 2:14-16). Depictions exist since the 6th century. In addition, Christ as "victor" according to Psalm 90:13 was a ubiquitous image formula since early Christianity. It includes the triumphal gesture of "calcatio colli," stepping on the opponent's neck, borrowed from imperial iconography. Moreover, the depiction of Christ in confrontation with the devil was always a highly dynamic image of submission and killing.
Although there is a differentiated discussion on the depiction of violence in the Passion of Christ and the martyrs, the representation of Christ acting violently has never been questioned as such.
Therefore, starting from the clarification of the respective context of the representation, my study aims to identify the significant motifs of the theme and to highlight the paradigm shifts in the history of these iconographies. The first research focus is on the period from early Christianity to the early modern era as a period of emergence and change of themes in Christian art, and the second on the use and adaptation of the visual tradition in the (political) propaganda of the 20th and 21st centuries.
The workshop will discuss, among others, the following questions: Where and when Christ is depicted violently - are there recurring situations or occasions, similar historical contexts? How is Christ presented in these actions, which attributes, weapons are assigned to him? How are the iconographic traditions adapted, transformed or even negated in the 20th and 21st centuries