Current Research // Lektüreseminar am ZI mit Gerd Blum: Max Imdahls "Ikonik" (1980). Eine Synthese aus Formanalyse und Ikonologie – Überlegungen zu Genese und Geltung
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von 14:15 bis 16:00
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Das Lektüreseminar diskutiert jüngst publizierte Arbeiten oder aber weitgehend abgeschlossene Manuskripte. Die Texte werden im Voraus an die Teilnehmenden verschickt und dann gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren diskutiert.
Max Imdahl (1925–1988) gilt als letzter innovativer Exponent einer formalistischen Tradition der deutschsprachigen Kunsthistoriographie, die über Heinrich Wölfflin bis auf den Kreis um Hans von Marées und J. J. Winckelmann zurückgeht. Zugleich war er einer der ersten universitären Kunsthistoriker der Bundesrepublik, die die "gegenstandslose" Kunst eines Newman und Stella kunstwissenschaftlich würdigten.
Dem dreifachen Appell der Generation von 1968 an eine methodisch selbstreflexive, politisch selbstkritische Kunstwissenschaft und an eine Öffnung der Adressatenkreise entsprach Imdahl in unterschiedlichem Grade: durch die Formulierung einer eigenen Methode, der „Ikonik“ („Ikonik zu Eikon wie Logik zu Logos oder Ethik zu Ethos“), durch deren fachgeschichtliche Kontextualisierung, sowie durch außeruniversitäre Vermittlung (Arbeiter diskutieren moderne Kunst, Berlin 1982).
Das Giotto-Buch Imdahls ist das erste einer Reihe von Monographien der 1980er Jahre, die eine unhinterfragte Koexistenz von Stilanalyse und Ikonographie und deren behauptete Dichotomie kritisch hinterfragten.
Die Literatur über Imdahl beschäftigt sich bisher vor allem mit seiner Person und seiner legendären Performanz als Vortragender und als Moderator von Gesprächen über einzelne Werke des westlichen Kanon. Wie steht es aber um die Geltung seiner Texte, was hatten und haben diese Texte zur Methode und zu einzelnen Gegenständen des Faches beizutragen?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt eines Bandes, den Ulrich Pfisterer und ich anlässlich des 100. Geburtstages Imdahls herausgeben werden: Local Heroes? Max Imdahl und die Methodendiskurse der 1980er Jahre. In diesem Band soll es auch um methodologische Beiträge von Kunsthistorikern der BRD aus den 1980er Jahre im Verhältnis zu Beiträgen der New Art History, von Global Heroes wie Alpers, Baxandall, Clark, die in den 1980er Jahren ins Deutsche übersetzt worden sind.
Gerd Blum, Professor für Kunstgeschichte an der Kunstakademie Münster und Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Universität Wien. Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie in München, Bochum, Berlin und Pisa. Promotion über den Maler Hans von Marées, Habilitationsschrift über „Ideale Orte und inszenierte Ausblicke. Architektur und Landschaft in der italienischen Renaissance“ (beides Universität Basel). 1998 bis 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz. Gastprofessuren und Fellowships an den Universitäten Heidelberg, Konstanz, Wien, Shanghai (Tongji). Wissenschaftspreis der Aby-Warburg-Stiftung Hamburg (2010). 2022 Forschungsaufenthalt am ZI und, gemeinsam mit Ulrich Pfisterer, Konzeption einer Vortragsreihe „FORMFRAGEN: STIL UND INHALT IN DER DEUTSCHEN KUNSTWISSENSCHAFT.“ Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und der Academia Europaea, London.
Blum forscht zu Architektur, Kunst und Kunsttheorie der italienischen Renaissance. Derzeit Forschungsprojekte zu Kontexten, Intentionen und Rezeption von Michelangelos Moses und zur Kunsthistoriographie der BRD in den 1980er Jahren. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die Geschichte autobiographischer Themen und Deutungen Bildender Kunst. 2011 erschien eine Biographie des italienischen Autors, Malers und Architekten Giorgio Vasari (1511–1574).
Grundlage unseres Gesprächs sind zwei Texte:
- als Quelle: Max Imdahl, Giotto, Arenafresken: Ikonographie - Ikonologie - Ikonik (1980), 2. Auflage München 1988, Kap. VIII ("Ikonographie - Ikonologie - Ikonik"), S. 84-98 und zugehörige Endnoten S.145-149.
- Gerd Blum, „Der Gewinn der Mitte? Max Imdahls Ikonik im Kontext der Geschichte der Kunstgeschichte in der BRD" (Arbeitstitel), erscheint in: Local Heroes? Max Imdahl und die Methodendiskurse der 1980er Jahre, v. Ulrich Pfisterer und Gerd Blum, Köln 2026
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Teilnahme am Lektüreseminar nur nach Anmeldung: seminar@zikg.eu.
Das Seminar findet in deutscher Sprache statt.