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Current Research // Lektüreseminar am ZI mit Maurice Saß: Ökosensible Lektüren: Peter Paul Rubens und die Jagd

Termindetails

Wann

17.12.2025
von 14:15 bis 16:00

Art

Sonstiges

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Str. 10, 80333 München, Raum 110, I. OG

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Das Lektüreseminar diskutiert jüngst publizierte Arbeiten oder aber weitgehend abgeschlossene Manuskripte. Die Texte werden im Voraus an die Teilnehmenden verschickt und dann gemeinsam mit den Autorinnen und Autoren diskutiert.

 

Jagd und Kunst waren in der Frühen Neuzeit leitende Techniken des Umgangs mit Natur: des Erfahrens wie Erschießens, des Aneignen wie Gestaltens, ja letztlich des Hervorbringens und Definierens von dem, was mit dem Kollektivsingular ‚Natur‘ beschrieben wurde. Diese Konjunktion lässt sich exemplarisch anhand von Peter Paul Rubens studieren, der wie kaum ein anderer Künstler das Bild der europäischen Jagd visuell geprägt hat. Das Lektüreseminar fokussiert daher drei seiner Ölarbeiten, die eine jeweils andere Perspektive auf das Verhältnis von Kunst und Jagd eröffnen: Die Landschaft mit Het Steen erprobt die Vergleichbarkeit von jägerlicher und malerischer Aneignung von Natur; Rubens' Münchner Löwenjagd erlaubt eine Reflexion über den raptischen Kern der europäischen Mimesis-Tradition; und die Ölskizze mit Herkules und dem nemeischen Löwen führt vor Augen, wie Jagd kulturelle Ordnung stiftet und zugleich Differenz erzeugt.

Diese jagdlichen Perspektiven erlauben, den gewaltvollen Kern des nachmittelalterlichen Kunstverständnisses freizulegen, das ein aktiver Faktor in jenem komplexen Kausalitätsgeflecht war, durch welches das Streben nach technophiler Kontrolle und objektifizierender Aneignung nicht-menschlicher Tiere zur Alltäglichkeit werden konnte. Mehr noch: Die fatale Konjunktion von Jagd und Kunst ist ein Brennglas, das ersichtlich macht, wie der Rückgriff auf eine hypostasierte Natur zu Etablierung von Souveränität missbraucht wurde: zugunsten eines hegemonialen Kunstverständnisses und zulasten der belebten wie unbelebten Mitwelt. Überspitzt formuliert, dokumentieren Rubens‘ Bilder eine männerbündlerische Komplizenschaft von Jäger und Künstler, deren gewaltvolle Vereinnahmung von verehrter wie begehrter ‚Natur‘ zur Rechtfertigung, Normalisierung und Ästhetisierung eines bis heute herausfordernden Naturbilds beigetragen hat.

 

Maurice Saß ist Professor für Kunstgeschichte an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Die Schwerpunkte seiner Forschungen liegen im Gebiet der ökosensiblen Kunstgeschichte, visuellen Wissensgeschichte und historischen Geschlechterforschung. Neben seiner Dissertation (zur Bedeutung von Naturmagie, Astrologie und Hermetismus für die Ausbildung des neuzeitlichen Kunstbegriffs) und seiner Habilitation (zur visuellen Kulturgeschichte der Jagd zwischen früher Neuzeit und Moderne) hat er zahlreiche Sammelbände und Aufsätze zum Tier-Mensch-Verhältnis, zu vormodernen Materialitätsdiskursen und Fragestellungen des First Global Age publiziert. Er ist zusammen mit Laura Beck Co-Sprecher des DFG-Netzwerks Kulturgeschichte der Jagd und organisiert gemeinsam mit Luan Tran die Arbeitsgruppe Ökologien vormoderner Kunst im Ulmer Verein. Zuletzt erschienen: Jagdgründe der Kunst. Eine andere Geschichte der Mimesis. Böhlau, 2024, DOI: 10.7788/9783412530624.

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Teilnahme am Lektüreseminar nur nach Anmeldung: seminar@zikg.eu
Das Seminar findet in deutscher Sprache statt.

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