Benutzerspezifische Werkzeuge

Sie sind hier: Startseite / Forschung / Projekte / Projekte der Fellows / Toni Hildebrandt // Studien zur Darstellung komischer Figuren in Zeichnung und Graphik

Toni Hildebrandt // Studien zur Darstellung komischer Figuren in Zeichnung und Graphik

Das Forschungsprojekt untersucht die Darstellung komischer Figuren in der Zeichnung und der Graphik, sowie im Animationsfilm. Ausgehend von Giorgio Agambens Pulcinella, ovvero Divertimento per li regazzi (2015) liegt ein erstes Augenmerk auf den Figuren der Commedia dell’arte, im Besonderen auf der Figur des Pulcinella und den bekannten Zyklen von Giovanni Battista und Giandomenico Tiepolo. Eine Einzelstudie wird sich Francisco de Goyas bislang kaum kommentiertem Bild Los cómicos ambulantes (1793) und der Rezeption der Commedia dell’arte in Spanien widmen.
Ein zweiter Fokus liegt dann auf Walter Benjamins kunsttheoretischen bis theologisch-politischen Überlegungen zur Komödie; dem Aufsatz Schicksal und Charakter (1919), den späteren Fragmenten über Mickey Mouse oder den kunsthistorischen Studien zu Honoré Daumier und Jean-Jacques Grandeville im unvollendeten ›Passagenwerk‹.
Ein dritter Teil des Projekts wird schließlich Überschneidungen von Zeichnung, Graphik, Comic, Zeitschrift und Animationsfilm untersuchen. Neben Benjamins Fragmenten über die Mickey Mouse, werden hierzu auch klassische Texte der Kunst- und Filmgeschichte, etwa Erwin Panofskys Style and Medium in the Motion Pictures (1936), Sergei Eisensteins Texte über Disney (um 1941) und Miriam Bratu Hansens grundlegende Studie Cinema and Experience (2011) neu gelesen und in einen produktiven Dialog gebracht.
In seiner ambitioniertesten Ausrichtung stellt das Projekt letztlich die Frage nach einer epochenübergreifenden »Exigenz« (Agamben) der Komödie in politisch komplexen Zeiten, wie der Französischen Revolution, während der Napoleonischen Kriege, am Vorabend des Falls der Venezianischen Republik bis hin zum krisenreichen 20. Jahrhundert und schließlich unserer Gegenwart. Neben klassischen kunsthistorischen Positionen von Tiepolo und Goya bis Sigmar Polke und Rosemarie Trockel werden vor allem auch jüngere künstlerische Arbeiten einbezogen, in denen sich die Frage nach einem »Jetzt der Lesbarkeit« (Benjamin) komischer Figuren und deren Darstellbarkeit in der Kunst unmittelbar stellt: exemplarisch Ariane Müllers und Verena Kathreins Projekt Then I would like to make a happy end for once (2017-2019), Mathias Polednas Imitation of Life (2013) für den Österreichischen Pavillon der 55. Biennale di Venezia und die Zeichnungen und Kunstpublikationen von Stephan Janitzky.

Team