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Nelly Janotka // „Kunstreproduktionen von IKEA. Bild-Strategien eines multinationalen Unternehmens und ihr Einfluss auf eine globale visuelle Kultur“ (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt

Reproduktionen weltberühmter Kunstwerke, fotografische Ansichten westlicher Metropolen, Kooperationen mit gefragten Marken oder Street Art-Akteur*innen, Grafiken weniger bekannter oder anonymer zeitgenössischer Künstler*innen – wer schon einmal ein IKEA-Einrichtungshaus besucht und dort die Abteilung mit den Bildern und Rahmen betreten hat, wird sich vielleicht folgende Fragen gestellt haben: In wie vielen Wohnräumen der Welt mögen diese Bilder hängen? Könnte es sich nicht – ähnlich dem Fakt, dass der IKEA-Katalog das weltweit auflagenstärkste Druckerzeugnis der Gegenwart ist – um die meistgehängten Bilder handeln? Werden die gleichen Bilder auch in allen anderen Einrichtungshäusern rund um den Erdball, etwa denen in Australien oder Saudi-Arabien, verkauft? Wenn sich hier oder dort jemand eine IKEA-Reproduktion von Klimts Kuss kauft, weiß sie oder er unbedingt, wer Gustav Klimt war? Und wer wählt diese in einer hohen Auflage reproduzierten Motive aus? Sind Kunsthistoriker*innen beteiligt oder entscheiden Designer*innen und Marketing-Expert*innen über das Bildsortiment? 

Aus kunsthistorischer Sicht mögen solche kommerzialisierten Reproduktionen in hoher Auflage zunächst trivial erscheinen. Doch die „Kunst“ bei IKEA reiht sich ein in einen weit zurückreichenden Prozess der Reproduktion und Verbreitung von Kunstwerken für die sogenannten „Massen“, der in Europa ab dem 15. Jahrhundert mit der Erfindung neuer Drucktechnologien begann und hier maßgeblich zum Entstehen einer gemeinsamen visuellen Kultur beitrug. Heute kann der multinationale, schon lange nicht mehr auf Europa beschränkte Konzern IKEA – gemessen an der Anzahl der verkauften Leinwände – als der größte Kunsthändler der Welt gesehen werden.

Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen neben der Ausrichtung der Kunstreproduktionen auf weltweiten Konsum und die zu diesem Zweck verfolgten Bild-Strategien des Unternehmens somit auch Fragen der Globalisierung: Ist IKEA Teil der in Globalisierungsdebatten oftmals angeführten Entwicklung, dass sich das Angebot an Waren, Marken, Bildern und Kunst überall auf der Erde immer weiter annähert – sich also zunehmend vereinheitlicht? Wird die Kunst hier auch zu einem Vehikel der Globalisierung? 

Gerade hinsichtlich der Möglichkeit, dass die IKEA-Bilder abhängig vom jeweiligen Land, in dem sie verkauft werden, unterschiedlich wahrgenommen werden könnten, ist es von bildwissenschaftlichem Interesse, welche Eigenschaften ein Motiv besitzen muss, um diese lokalspezifischen Differenzen überwinden zu können und über nationale Grenzen und Kulturen hinweg Anklang zu finden. Der Antwort auf diese Frage vermag sich eine Arbeit über das Sortiment an Kunstreproduktionen bei IKEA anzunähern.

Team