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Tamara Kobel // Zeichnungen und Druckgrafiken als künstlerisches Werkzeug und Sammlungsmedium

Vom Berner Künstler Wilhelm Stettler (1643–1708) sind eine Reihe an Zeichnungen erhalten, die ihm als Materialsammlung für seine Werke dienten. Im Sinne eines fruchtbaren Grundstockes soll er diese Sammlung „Eyerstock“ genannt haben. Die Materialsammlung besteht nicht – wie der Name vielleicht vermuten lässt – aus anatomischen Studien des weiblichen Fortpflanzungsorgans. Der Maler kopierte einzelne Motive aus Werken namhafter Künstler, um sie dann in eigenen Kompositionen einzubetten. In meiner Masterarbeit habe ich die erhaltenen Zeichnungen erstmals gründlich erforscht und nach ihrer Funktion im künstlerischen Schaffen und in der Sammelpraktik des 17. Jahrhunderts befragt. Das Vorgehen Stettlers konnte durch das Herbeiziehen seines eigenen Malereitraktates in einen kunsttheoretischen Diskurs gestellt werden. Zeichnung von kämpfenden Tieren und MenschenDie erweiterte Kenntnis von Stettlers Vorlagen und die Vergleiche mit den seinen Zeichnungen zugrundeliegenden gedruckten Bildern ermöglicht es, die Zeichnungen in einen gesamteuropäischen Kontext und unter dem Aspekt von Bilderdiskursen innerhalb von Künstlernetzwerken zu thematisieren. Durch die Wahl gewisser Motive und den Ordnungsversuch, den Stettler in der Zusammenstellung anging, können seine Zeichnungen in der neuzeitlichen Sammlungspraxis zwischen Bibliothek und Kunstkammer eingeordnet werden.
Basierend auf der Masterarbeit sollen zwei Aspekte von Stettlers Materialsammlung noch gründlicher beleuchtet werden. Zum einen soll anhand von Stettlers Vorgehen die Praxis des Kopierens genauer untersucht werden. Dabei wird der Fokus insbesondere auch auf die Funktion und Möglichkeiten der Druckgrafik gelegt, da sie nicht nur als Vorlage der Zeichnungen, sondern auch als Medium eine zentrale Rolle spielt. Zum anderen soll die Verortung von Stettlers Materialsammlung zwischen Bibliothek und Kunstkammer weiter ausgearbeitet werden. In diesem Zusammenhang soll die Materialsammlung unter dem Blickpunkt der Antikenrezeption genauer untersucht werden. Wobei vor allem Stettlers Zeichnungen von antiken Monumenten, Skulpturen und Münzen betrachtet werden. Darüber hinaus bieten sich Vergleiche mit Sammlungen anderer Künstler an, die nicht zwingend nur aus Zeichnungen bestehen müssen.

[Abbildung: Wilhelm Stettler, Kämpfende Tiere und Krieger, ab 1668, Feder und Pinsel in Schwarz und braun, grau laviert, 30,5 x 20,9 cm, Bern, Burgerbibliothek, FA Stettler 25, 11]

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