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Steven Reiss // „Sieht man doppelt, muss man zwei Nasen malen“ – Kunsttheorie, Sinneswahrnehmung und optische Studien in den Schriften von Edvard Munch

Im umfassenden schriftlichen Œuvre des norwegischen Künstlers Edvard Munch existieren eine Vielzahl prägnanter Wahrnehmungsbeobachtungen, deren Bedeutung bislang nahezu unerforscht ist. Die Aufzeichnungen, die sich in Tage- und Skizzenbüchern sowie losen Fragmenten und Briefen an enge Freunde finden lassen, sind die entscheidenden Erkenntnisse, die dem Schöpfungsprozess voranstehen und zur Legitimierung der eigenen Kunst dienen sollen. Munchs Gemälde und Graphiken waren in der Regel keine spontanen bildlichen Äußerungen, wie fälschlicher Weise schon zu seinen Lebzeiten behauptet wurde, sondern unterlagen einer längeren Phase des Beobachtens der Umwelt und damit einhergehend des Einfühlens, Verstehens, Widergebens und Wiederholens. So lagen vielen Gemälden vor ihrer bildlichen Umsetzung eigene ekphrastische Texte zu Grunde. Es ist jedoch weiterführend zu fragen, auf welchen Grundlagen die Werkgenese und der Umsetzungsprozess beruhen. Die Antwort erscheint komplexer zu sein, als bislang häufig in der Forschungsliteratur zu finden ist. Die Einflüsse werden meist nur auf Werke reduziert, die Munch gesehen oder gelesen haben könnte. Tiefergreifend erscheinen jedoch zwei Aspekte bislang nicht ausreichend untersucht, die sich in den Schriften Munchs finden lassen und in enger Verbindung miteinander stehen – Kunsttheorie und Naturwissenschaft. Das vorliegende Projekt untersucht anhand der etwa 13.000 Seiten umfassenden schriftlichen Hinterlassenschaft von Edvard Munch die gewonnenen Erkenntnisse des Künstlers in diesen Bereichen. Inwiefern entwickelt der Norweger eigenständige Konzepte oder nimmt auf zeitaktuelle Ansichten um 1900 Bezug und adaptiert diese für seine künstlerische Produktion? Durch eine bisher ausstehende Analyse seiner theoretischen Studien wird ein neuer grundlegender Blick eröffnet, der abseits der biographischen oder psychoanalytischen Interpretation der bildkünstlerischen Inhalte das Kunstverständnis Edvard Munchs sichtbar werden lässt.  Die Frage, die es im Folgenden dezidiert innehrhalb einer Bearbeitung der Schriften Munchs zu untersuchen gilt, ist, ob und wie sich Munchs Theorien zu Raum-, Farb- und Sinneswahrnehmungen und die resultierenden kognitiven Ergebnisse in sein generelles Verständnis der eigenen Kunst und Kunstschöpfung einordnen lassen. Genau hier soll mit dem oben beschriebenen Fundus an die bisherigen Ergebnissen der sich in Arbeit befindenden Dissertation zu den literarischen Texten (Gedichte, Kurzgeschichten und Theaterstücke) Edvard Munchs angeknüpft werden, die das Zusammenspiel von Literatur und bildkünstlerischem Werk auf intermedialer Ebene eingehend untersucht und vor allem Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Kombinationen in der Umsetzung der Motive betrachtet.

[Abbildung: Edvard Munch, Der Künstler und sein krankes Auge, 1930, Kreide, 505 x 314 mm, Munchmuseet, Oslo, Inv. MM.T.02152]

Team

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