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Bildökologie. Materielle Lasten immaterieller Erscheinungen

Das Projekt untersucht die Rohstoffbedarfe digitaler Bildproduktion. Es wird analysiert, inwiefern sich der industrielle Eingriff in Naturräume in digitalen Bildkulturen vor allem auf einer Metaebene von Produktion, Distribution und Datenerhaltung, aber auch als Teil motivischer Auseinandersetzungen zeigt. So wird die These plausibilisiert, dass der Produktion immaterieller Bilder immer materiell-extraktive Bedarfe und damit Verbrauche inhärent sind.

Ein digitales Bild ist keine saubere Sache. Dahinter liegt harte, prekäre und vor allem schmutzige Arbeit: Der Abbau großer Mengen materieller, insbesondere fossiler Ressourcen ist nötig, um all jene Technologien zu produzieren, mit denen immaterielle digitale Bilder erzeugt werden. Damit tagtäglich massenhaft digitale Bilder erstellt und gesichert, in Datenwolken verwaltet und in Datenströmen flutartig versendet werden können, werden zudem Unmengen an Energie unter Ausstoß großer Mengen von CO2 aufgewendet. Die seitens Technologieunternehmen kalkulierte Obsoleszenz bilderzeugender Hard- und Software resultiert in kaum mehr zu händelnden Bergen aus giftigem Elektroschrott; Recyclingprozesse stehen dahingehend erst am Anfang. Effizienzsteigerung als Ziel der Weiterentwicklung smarter Digitaltechnologien und digitaler Devices senkt zwar oft die planetaren Kosten an sogenannten ›Kritischen Rohstoffen‹ und ›Seltenen Erden‹, die für neue Produkte oder Dienstleistungen benötigt werden. Durch die erhöhte Leistungsfähigkeit wird aber schneller konsumiert und mehr verbraucht. So offenbart sich der fossile Kapitalismus als äußerst ambivalente Ermöglichungsform digitaler Bildkulturen.

Untersuchungsfelder des Projekts beinhalten: die Historisierung des Rohstoffbedarfs digitaler, vor allem apparativer Bilderzeugungstechnologien; Energie und Humankapital; Terraforming; die Produktions- und Vertriebsstätten digitaltechnischer Hardwarekomponenten; Lieferketten, Netzwerkinfrastrukturen und Rechenzentren; Innovationszyklen und kalkulierte Produktveralterung; Rebound-Effekt und E-Commerce; Client-Server-Architekturen und sogenannten ‚dunkle Daten‘, also Daten, die nahezu nutzlos auf Endgeräten lagern, aber Energie benötigen. Bei der Analyse dessen stehen folgenden Fragen im Mittelpunkt: Welche Rohstoffe brauchen Smartphones, damit sie funktional produziert werden können und damit fotografiert, Bilder betrachtet und diese geteilt werden können? Welche Ressourcen müssen in welchem Umfang tatsächlich abgebaut oder erzeugt werden, damit Nutzer:innen immer die neuesten Technologien verwenden, Bilder in Datenwolken speichern und diese online teilen können? Wie lassen sich diese soziomateriellen Aufwendungen historisch rückbinden? Sind auch bildbasierte Social-Media-Plattformen und deren Nutzung ökologisch bedenklich oder nimmt ihr Betrieb nur eine marginale Stellung im Kreislauf industrieller Produktion ein? Um sich diesen Fragen anzunähern, wird Forschung natur- und technikwissenschaftlicher Disziplinen wie Biologie, Geologie, Geografie und Informatik, aber auch der Soziologie eingebunden. Zu deren Einordnung werden Expert:innen der entsprechenden Fachgebiete konsultiert.

Luftaufnahme einer braunen Landschaft aus Bergen und weiten Ebenen. Mitten auf der Ebene liegen unzählige bläuliche und grünliche Becken. Alle sind durch weiße Linien verbunden.

Als Ergebnis des Projekts entsteht derzeit die Monografie: Bildökologie. Materielle Lasten immaterieller Erscheinungen, Wagenbach: Berlin 2025 (Reihe »Digitale Bildkulturen«, Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich [Hgg.]).

[Caption: Tom Hegen, Lithium Series I (Chile), 2021, Fotografie, Maße variabel © Tom Hegen, Abb.: Tom Hegen.]

Projektlaufzeit

November 2024 – Herbst 2025

Förderung

Disruption and Societal Change Center, Technische Universität Dresden

Team