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Dr. Katja Schröck

Preisträgerin des Theodor-Fischer-Preises 2024 | Juni–Juli 2024



Gruppe/n: Preistragende, Ehem. Fellows

Vita

  •  09/2019 – dato | Wissenschaftliche Assistentin bei Prof. Dr. Carola Jäggi am Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters und Archäologie der frühchristlichen, hoch- und spätmittelalterlichen Zeit, Universität Zürich
  • 03/2018 – 09/2018 | Universitätsassistentin bei Univ.-Prof. Dr.-Ing. Klaus Tragbar am Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte, Arbeitsbereich Baugeschichte und Denkmalpflege, Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
  • 09/2016 – 02/2018 | Projektkoordinatorin des BMBF – Projekts „Mittelalterliche Portale als Orte der Transformation“; Leitung: Prof. Dr. Stephan Albrecht, Universität Bamberg
  • 03/2016 – 08/2016 | Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte I, insb. für Mittelalterliche Kunstgeschichte bei Prof. Dr. Stephan Albrecht, Universität Bamberg
  • 09/2013 – 09/2016 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im European Research Council-Forschungsprojekt „Design Principles in Late-Gothic Vault Construction – A New Approach Based on Surveys, Reverse Geometric Engineering and Reinterpretation of the Sources”, Leitung: Dr.-Ing. David Wendland, TU Dresden
  •  07/2009 – 06/2014 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt D „Die Kirche als Baustelle“ des Sonderforschungsbereichs 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“, Leitung: Prof. Dr. Bruno Klein, TU Dresden
  • 08/2007 – 06/2009 | Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt „Werkmeister der Spätgotik“ (Projektförderung Gerda Henkel Stiftung), Leitung: Prof. Dr. Bruno Klein, TU Dresden
  • 10/2000 – 07/2007 | Technische Universität Dresden, Magistra Artium zum Thema „Die farbige Ausgestaltung des Doms zu Meißen“ Studium der Kunstgeschichte, Romanistik/Literaturwissenschaft, Alten Geschichte an der TU Dresden, Université Paris Sorbonne (Paris IV) und der Università di Bologna
  • 09/1997 – 07/2000 | Ausbildung zur Steinmetz- und Steinbildhauerin, Meisterschule für Handwerker Kaiserslautern

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Katja Schröck über ihre mit dem Theodor-Fischer-Preis 2024 ausgezeichnete Dissertation Der Veitsdom in Prag und seine Vollendung: Architektur, Institution, Gesellschaft:

Bildunterschrift: Westfassade des Prager Veitsdoms, Foto: Katja SchröckIn der Prager Kathedrale sind auf vielfache Weise und zu unterschiedlichen Zeiten visionäre architektonische Konzepte verwirklicht worden, die die kunsthistorische Disziplin seit 150 Jahren beschäftigen. Die zahlreichen Forschungen zu Kaiser Karl IV. als Initiator des gotischen Bauvorhabens haben bereits früh im 19. Jh. begonnen. Auch die aktuelle Forschung zum Veitsdom fokussiert überwiegend auf die mittelalterlichen Teile, obgleich mehr als die Hälfte des Baubestandes aus dem 19. Jh. stammt.

Ziel dieser Arbeit war es, nicht nur bauhistorische Befunde zu erheben, sondern auch die Hintergründe der Vollendung im 19. Jh. kulturhistorisch zu beleuchten. Die Arbeit ist eine bau- und materialbasierte Analyse des Veitsdoms, die durch den Einbezug von Primärquellen aus Archiven in Tschechien, Österreich, Deutschland und Frankreich explizit interdisziplinär angelegt ist und insbesondere die vielfachen Verschränkungen von politischen, kunsthistorischen und bautechnischen Prozessen in den Blick nimmt.

Gegliedert ist die Untersuchung in mehrere Abschnitte: a) die Geschichte des Dombaus bis zur Weihe im Jahr 1929, b) den parallel sich verändernden Denkmalschutzgedanken, der anhand der Architekten analysiert werden konnte, c) den ideengeschichtlichen Diskurs hinsichtlich einer ideologischen Aufladung des Bauwerks als Nationaldenkmal – Kapitel, die unter den Schlagworten „Akteure und Institutionen“ sowie „Politische und Kulturelle Rahmenbedingungen“ zusammengefasst werden können. Der Haupttext wird durch einen Anhang ergänzt, in welchem das Quellenmaterial grundlegend erschlossen wurde. Der Anhang spiegelt die Diskussionen während der Domvollendung zwischen 1873-1949 wider und bietet erstmals eine Zusammenschau des Bauverlaufs auf Basis zeitgenössischer Bauprotokolle.

Seit der Grundsteinlegung 1344 erfuhr der Prager Dom einen raschen Baufortschritt, doch veränderte sich dies zu Beginn des 15. Jhs. mit dem Ausbruch der Hussitenkriege. In den folgenden Jahrhunderten gab es immer wieder – meist zu den Jahrfeiern der Prager Bistumsgründung – Vollendungsbestrebungen, die in der Untersuchung erstmalig zusammengefasst wurden. Als spiritus rector der Dombausache stellte sich der Domkapitular Wenzel Pessina von Czechorod heraus, dessen erste Bestrebungen bereits ins Jahr 1828 zurück reichten und in seinen „Grundlinien zum Programm des Ausbaues der Prager Metropolitankirche“ von 1841 gipfeln. Pessina vereinte Gotikbegeisterung, Traditionsgefühl und Rationalität miteinander. Damit hat er einer neuen Qualität der Gotik-Rezeption Vorschub geleistet, die über die emphatische-romantische Phase des 18. Jhs. signifikant hinausging.

Grundlegend für das Verständnis der Domvollendung in Prag ist eine Analyse der lokalen Vereinsstruktur; so konnte im Vergleich zum wenig älteren Kölner Zentral-Dombauverein herausgearbeitet werden, dass die Teilhabe am Prager Dombauverein sehr exklusiv und verhältnismäßig kostspielig war.

Von zentraler Bedeutung für den weiteren Bauprozess sind aber auch die mit dem Vorhaben betrauten Architekten Joseph Kranner, Josef Mocker und Kamil Hilbert. Die Arbeit der drei Architekten zeigt auf imposante Weise die Entwicklung des Denkmalverständnisses auf. Während Kranner der romantischen Auffassung, den Idealzustand herausschälen zu wollen, verhaftet war und dafür alles „unstylgemäße“ opferte, – agierte Mocker sehr viel dogmatischer, indem er seinen ästhetischen Idealen folgte, ungeachtet der Zeitschichten, aus denen die gewählten Formen entstammten – ihm ist die Umplanung zur heutigen Doppelturmfassade zu verdanken. Hilbert verkörperte den modernen Denkmalpfleger – seiner veränderten Sichtweise ist es wohl auch zu verdanken, dass die geplante Südturmerhöhung letztlich nicht ausgeführt wurde.

Im Themenblock „Politische und Kulturelle Rahmenbedingungen“ wurde die historische Entwicklung Böhmens nachgezeichnet, um aufzuzeigen, dass die Interpretation des Veitsdoms als tschechisches Nationaldenkmal zu kurz greift. Tatsächlich konnte in der vorliegenden Arbeit die gängige Forschungsmeinung, dass der Prozess der Vollendung von starken nationalen Motiven getragen worden war, widerlegt werden.

Was gibt es also zur 1050-Jahrfeier der Prager Bistumsgründung und der 150-jährigen Grundsteinlegung im Jahr 2023 Neues? Die fünf wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst:

 

  1. Die Bedeutung Pessinas als Visionär erfährt eine neue Bewertung.
  2. Es gab umfangreiche Arbeiten an einer Farbgestaltung des Innenraums.
  3. Anhand des Veitsdoms konnte das sich wandelnde Denkmalverständnis im Laufe des Bauverlaufs hervorragend nachgezeichnet werden.
  4. Die schriftlichen Quellen zur Bau- und Restaurierungstätigkeit am Dom enthalten nicht nur für das 19. und 20. Jh. neue kunsthistorische Fakten, sondern auch neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen Bau.