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Round-Table-Gespräch mit Impulsvorträgen // Wird die Kunstgeschichte eine Kulturwissenschaft?

Termindetails

Wann

22.01.2025
von 18:15 bis 20:00

Wo

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Raum 242, 2. OG + online

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Die Zeit der großen, oft auch polemisch geführten Methodendebatten scheint vorüber. Kennerschaft gegen die universitär geprägte Kunstgeschichte als Geisteswissenschaft, Stil- und Formanalyse versus Ikonographie und Ikonologie, Orientierung an Meisterwerken im Konflikt mit sozialhistorischen Interpretationen: Diese und weitere Konkurrenzen, die die kunsthistorische Debatte des 20. Jahrhunderts geprägt haben, sind offenbar einer allgemeinen Ausweitung des Methodenspektrums gewichen. Geforscht wird, so scheint es, mit denjenigen theoretischen Zugängen zur Kunst, die sich im Wettstreit um Forschungsgelder und Drittmittel durchsetzen und anschlussfähige Ergebnisse versprechen.

Buntes Veranstaltungsplakat mit geometrischen Formen in Rosa, Gelb, Blau und Rot. Die Schrift ist rot und rosa.Dabei zeigt ein Blick auf das Fach Kunstgeschichte, wie es in Deutschland an Universitäten, Kunsthochschulen und weiteren Forschungseinrichtungen praktiziert wird, dass mit den Entscheidungen für spezifische Methoden auch weiterhin zentrale Weichenstellungen vorgenommen werden – nicht zuletzt im Blick darauf, welche Gestalt das Fach zukünftig im Verbund der Geistes- und Kulturwissenschaften, aber auch im Dialog mit anderen Fächern, etwa aus den Naturwissenschaften oder den digital humanities, haben wird. Dabei wird vor allem ein übergreifender Trend deutlich: Methoden, die ursprünglich zum Kernbestand der Kunstgeschichte gezählt haben (Materialanalyse, Stil- und Formanalyse, Ikonographie/Ikonologie, Sozialgeschichte der Kunst, Rezeptionsforschung) werden immer seltener verfolgt. Dagegen lässt sich eine allgemeine Ausweitung der kunsthistorischen Fragestellungen auf kulturwissenschaftliche Methoden, Termini und Perspektiven feststellen, nicht zuletzt im Zuge postkolonialer sowie medien-, gender- und bildtheoretischer sowie bildwissenschaftlicher Fragestellungen. Wie bewertet man diese Entwicklung? Was sind die Chancen, was die Gefahren? Was ist der Gewinn, was wäre der Verlust, wenn die Kunstgeschichte zunehmend mit einem Methodenrepertoire arbeitet, das sie mit anderen kulturwissenschaftlichen Fächern teilt?

Das Round-Table-Gespräch möchte – auch im Anschluss an zwei Themenhefte der Kunstchronik im Juli und August 2024 zu Methoden und Turns in der Kunstgeschichte – die Frage vertiefen, welche Rolle heute Methodendebatten für unser Fach spielen und welche Relevanz eine vertiefte Reflexion der Forschungspraktiken hat.

Moderation: Dominik Brabant, Christine Tauber (ZI)

Impulsvorträge:

  • Ausgehend von Erfahrungen an einer Staatlichen Gestaltungsschule, die vor gut drei Jahrzehnten von einem Architekturhistoriker gegründet wurde, soll der Beitrag die Möglichkeiten, Grenzen und Anpassungen der universitären Kunstgeschichte an einen internationalen Lehrbetrieb behandeln.

    Matthias Bruhn ist seit 2018 Professor für Kunstwissenschaft & Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe mit dem Schwerpunkt ‚Technische Imagination‘, im Anschluss an seine mehrjährige Tätigkeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er die Forschungsgruppe Das Technische Bild geleitet hat.

 

  • Der Vortrag befasst sich mit neueren kulturwissenschaftlichen Orientierungen des Fachs, vom »iconic turn« bis zu einer globalen Kunstgeschichte. Verstärkt werden diese Richtungen durch postkoloniale, medien-, gender- und bildtheoretische Fragestellungen, die nicht nur durch Debatten um Restitution, sondern auch durch die beschleunigte Entwicklung Künstlicher Intelligenz im Horizont der »Digital Humanities« nachhaltig aufgeworfen werden.

    Thomas Macho (* 1952) wirkte von 1993 bis 2016 als Professor für Kulturgeschichte am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Von März 2016 bis Oktober 2023 leitete er das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) der Kunstuniversität Linz in Wien. 2019 wurde er mit dem Sigmund Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet, 2020 mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik.

 

  • Als Aby Warburg die humanistische und stilhistorische „Grenzpolizei“ der Kunstgeschichte in Frage stellte, bahnte er die kulturwissenschaftliche Öffnung des Faches an, die nach 1968 das emanzipatorische Label einer historischen Bildwissenschaft begründete. Bis heute dauern die Kontroversen darüber an, ob Kernkompetenzen des Faches von der Bildwissenschaft bzw. den zahlreichen anderen Disziplinen, die seit dem semiotic turn Anspruch auf den Gegenstand des Bildes erheben, womöglich aufgeweicht werden. Mein Statement will hingegen deutlich machen, dass die Krise der Kunstgeschichte in der Entfaltung ihres methodischen Grundproblems - der Abgrenzung gegenüber den philosophischen Ansätzen zu einer historischen Bestimmung der Kunst (Hegel, Adorno) -- zu suchen ist. Eine Erneuerung der Methodendiskussion jenseits der insuffizienten Opposition von Formalismus und Inhaltsforschung ist notwendig.

    Regine Prange promovierte 1991 an der Freien Universität Berlin und habilitierte sich 1998 am Kunstgeschichtlichen Institut der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Nach Vertretungsprofessuren in Berlin und Frankfurt a.M. wurde sie 1999 Professorin für Kunstgeschichte an der Philipps-Universität Marburg. Seit 2001 hat sie den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie an der Goethe Universität Frankfurt a.M. inne.
    Ein Arbeitsschwerpunkt betrifft die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Methoden des Faches Kunstgeschichte. Siehe z.B.: Die Geburt der Kunstgeschichte. Philosophische Ästhetik und empirische Wissenschaft, Köln 2004.

 

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TEILNAHME: Die Veranstaltungen werden via Zoom übertragen: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09, Meeting-ID: 856 5934 5839 Passwort: 148258. Das Mitschneiden der Veranstaltung oder von Teilen der Veranstaltung sowie Screenshots sind nicht gestattet. Mit der Teilnahme akzeptieren Sie diese Nutzungsbedingung. // The events will be broadcast in parallel via Zoom: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09, Meeting ID: 856 5934 5839 Password: 148258. Recording of the event or parts of the event as well as screenshots are not permitted. By participating, you accept these terms of use.