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Aurea Klarskov // Algorithmus und Auslöschung. Zu einer Poetik der Ableitbarkeit in der Kunst des 20. Jahrhunderts

Unter dem Titel „Algorithmus und Auslöschung“ untersuche ich künstlerische Arbeiten aus dem 20. Jahrhundert, die durch die Abfolge methodischer Schritte, vorgegebener Setzungen und Ableitbarkeit entstanden sind – und die Qualitäten, die sich solchen Ordnungsfantasien entziehen. Der Begriff, den ich dafür in Anschlag bringe, ist der Algorithmus, der als ästhetische Analysekategorie fruchtbar gemacht wird, indem er zu loseren Vorstellungen von Verfahrensförmigkeit, genauen Prozeduren und Systemen ins Verhältnis gesetzt wird, und damit zu künstlerischen Strategien, die weit vor dem omnipräsenten Algorithmus des 21. Jahrhunderts zu datieren sind.
Inger Christensen, Skizzen für Gedichtband alfabet, aus dies.: Verden ønsker at se sig selv. Digte, prosa, udkast fra Inger Christensens papirer, redigeret af Marie Silkeberg og Peter Borum, 2018Seit den 1960 Jahren wurden algorithmisch arbeitende Technologien zunehmend in der Kunstproduktion genutzt oder zum auserkorenen künstlerischen Medium (Computer-Kunst, neue Medien). Parallel dazu lässt sich eine künstlerische Praxis nachzeichnen, in der die automatischen, mechanischen Leistungen einer Maschine analog reproduziert werden: das Subjekt führt selber die Rechenleistung aus und unterwirft sich einer formalen, repetitiven Prozedur in einer (allegorischen) Tätigkeit, die die Grenzen des Subjekts genauso aufgezeigt, wie die Grenzen des technologischen Zugriffs auf das Subjekt. In das Korpus dieser künstlerischen Arbeiten finden die frühen, von Befehlsstrukturen bestimmten Videoarbeiten Bruce Naumans genauso Eingang wie das (mathematische) Systeme ineinander setzende schriftstellerische Werk Inger Christensens, die repetitiven Schreibzeichnungen Hanne Darbovens oder die folgelogischen Rasterarbeiten Sol LeWitts.

[Abbildung: Inger Christensen, Skizzen für Gedichtband alfabet, aus dies.: Verden ønsker at se sig selv. Digte, prosa, udkast fra Inger Christensens papirer, redigeret af Marie Silkeberg og Peter Borum, 2018]

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