Magdalena Becker // Crafting Knowledge. Interdisziplinäre Aushandlungsprozesse in Museumswerkstätten
In den Werkstätten technischer Museen verhandeln künstlerisch tätiges Personal und wissenschaftliche Kurator:innen die Materialisierung von Wissen. Mein aktuelles Forschungsprojekt untersucht, welche neuen Wissensformen durch den interdisziplinären Übersetzungsprozess innerhalb dieser Werkstätten entstehen. Welche Rolle spielen dabei die unterschiedlichen fachlichen Expertisen von künstlerisch ausgebildeten Bildhauer:innen, Maler:innen und Modellbauer:innen sowie von wissenschaftlichen Kurator:innen? Und wie spiegeln sich die kommunikativen Prozesse wiederum im disziplinären Selbstverständnis der einzelnen Akteur:innen wider? Neben der Analyse interner Kommunikationsprozesse konstatiert das Forschungsprojekt eine periphere Parallelgeschichte musealer Netzwerke des 20. Jahrhunderts über die Werkstätten. Es argumentiert, dass disziplinäre Legitimierungs- und interdisziplinäre Aushandlungsprozesse nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen Institutionen stattfinden.
Das Projekt gliedert sich in drei Untersuchungsebenen: Erstens werden die organisatorischen Strukturen und architektonischen Rahmenbedingungen von Museen untersucht, um die Entwicklung von Werkstätten im Kontext institutioneller Diskurse zu verorten. Zweitens analysiert es die multidisziplinären Expertisen innerhalb dieser Werkstätten, die an der Schnittstelle von wissenschaftlicher Wissensproduktion und -vermittlung angesiedelt sind. Drittens werden die in den Werkstätten hergestellten Artefakte untersucht – mit einem Fokus auf deren materielle und epistemische Codierungen –, um interdisziplinäre Transferprozesse und deren Einfluss auf die museale Wissensproduktion sichtbar zu machen.
[Abbildung: Modellbauer bei der Arbeit in der Werkstatt des Deutschen Museums, 1950er Jahre]