Johanna Cremer // Sprichwörter und Fabeln auf Emailgläsern des 16. und 17. Jahrhunderts (Arbeitstitel)
Projektbeschreibung
Bei dem Dissertationsvorhaben handelt es sich um die Untersuchung einer kaum dokumentierten Gruppe von Emailgläsern des 16. und 17. Jahrhunderts mit Darstellungen von Sprichwörtern und Fabeln auf der Gefäßwandung. In leuchtenden Emailfarben zeigt sich auf Humpen, Bechern, Krügen und Flaschen eine reiche Bildwelt von Menschen und Tieren, oftmals mit dazugehörigen Schriftzügen, Sprüchen und Datierungsangaben. Ziel der Arbeit ist es, auf Grundlage einer ikonographisch-motivgeschichtlichen Analyse am Beispiel künstlerisch aufwendiger Emailgläser mit bildlich umgesetzten Sprichwörtern und Fabeln zu zeigen, welche Bedeutung diese Trinkgefäße als Medium symbolischer Kommunikation, involviert in ritualisierte Akte der Gesellschaft, im 16. und 17. Jahrhundert hatten, welcher Stellenwert ihnen in diesem medialen Transfer zukam und wie sie rezipiert und gedeutet wurden. Künstlerisch aufwendig gestaltete Gläser wurden bei besonderen Anlässen, zur Begrüßung als Willkomm, zu Vertragsabschlüssen, als Ehren-, Familien- und Neujahrsgeschenke, zu Ordensverleihungen oder Siegesfeiern benutzt. Eingebunden in soziale Riten geselligen Trinkens sind die hier zu untersuchenden Emailgefäße mit ihrer Motivik als Bestandteil und Stichwortgeber einer intellektuellen Gesprächskultur zu verstehen. Die Bildstrategie der die Gläser schmückenden Malereien stellt eine subtile, vielschichtige, anspruchsvolle Form der Kommunikation dar. Die ambivalente, indirekte Bildsprache der Motive und das Konzept mussten vom Rezipienten erst entschlüsselt werden. Der besondere Reiz der Gläser und ihrer auf beengtem Raum angebrachten Bilder besteht im ambivalenten Charakter zwischen Zeigen und Verbergen. Aufgrund ihres sozialgeschichtlichen und historischen Kontextes und ihrer performativen Nutzung innerhalb der adeligen, patrizischen und zünftischen Repräsentation und Kommunikation kam den Emailgläsern eine zentrale Bedeutung zu.