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Corinna Gannon // Ein gemaltes Herbar – Botanischer Naturalismus im Frankfurter Paradiesgärtlein

Das Paradiesgärtlein gehört zu den bekanntesten Gemälden des Frankfurter Städel Museums und darf in keinem Überblickswerk zu gotischer Malerei fehlen. Beispiellos ist der für das frühe 15. Jahrhundert erstaunliche Naturalismus in der Wiedergabe von Flora und Fauna. Im Rahmen eines Forschungs- und Ausstellungsprojekts zu Kunst- und Naturwahrnehmung um 1400 soll u.a. dieser Aspekt genauer untersucht werden.

Während Pflanzenbücher, Bestiarien und Musterbücher zu jener Zeit bereits ein erstaunliches Maß an Naturbeobachtung erkennen lassen, wurde der Sprung in die Tafelmalerei eigentlich erst mit Jan van Eyck und Rogier van der Weyden im Medium der Ölmalerei vollzogen. Das Paradiesgärtlein ist ein besonders frühes und singuläres Zeugnis für einen veränderten künstlerischen Anspruch in der Wiedergabe der sichtbaren Welt.

Die kleine Tafel, die selbst kaum größer ist als aufgeschlagenes Buch, vereint Elemente der Pariser Hofkunst und Buchmalerei mit illustrierten Pflanzen- und Gesundheitsbüchern, wie sie vorrangig in norditalienischen Adelskreisen zirkulierten; etwa das Tacuinum sanitatis oder der Tractatus de herbis.

Es gilt daher, die verschiedene Bildquellen aufzuspüren und deutlich zu machen, welche Rolle der naturkundliche Blick bei der Genese dieses einzigartigen Bildes gespielt hat. Das Paradiesgärtlein darf somit auch als gemaltes Herbar betrachtet werden.

[Abbildung: Oberrheinischer Meister, Paradiesgärtlein, ca. 141020, Mischtechnik auf Eichenholz, 26,3 x 33,4 cm, Frankfurt am Main, Städel Museum, Inv. Nr. HM 54]

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