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Isabelle Lindermann // Artists as Curators? Ausstellungen machen als künstlerische Strategie und kollektive Praxis (Arbeitstitel)

Dissertationsprojekt

Das Forschungsprojekt ist im Kontext der aktuell viel diskutierten Ausstellungstheorie
und -Geschichte angesiedelt und widmet sich künstlerischen Strategien kollektiv erstellter Ausstellungen. Spätestens seit den Pariser Salons Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Praxis von Künstler*innen auf unterschiedlichste Art und Weise erprobt und betrieben. Als Gegenentwürfe zum offiziellen Ausstellungsbetrieb der Akademien und Museen waren sie wesentlicher Bestandteil künstlerischen Agierens seit der Zeit um 1800. Das Dissertationsprojekt setzt jedoch paradigmatisch eine Zäsur um die 1970er Jahre, denn hier kuratieren Künstler*innen nicht nur eigenständig Ausstellungen, sondern, so eine zentrale These, es zeigen sich im Zuge transnationaler sozialpolitischer Verschiebungen sowie einem veränderten Kunstverständnis erstmals intensive analytische und experimentelle Auseinandersetzungen mit institutionellen Ausstellungspolitiken. Zudem ist um die 1970er Jahre eine weitere Besonderheit auszumachen:  weltweit formieren sich Künstler*innen gemeinsam mit anderen Akteur*innen vor dem Hintergrund von 1968 sowie den damit aufgerufenen revolutionären Narrativen und historischen Referenzen zu kollektiven Verbünden, die sowohl lokale als auch transnationale Allianzen als ihre operativen Formen entstehen lassen. Diese Gemeinschaften treten nicht nur gegen tradierte Autor*innenschaftskonzepte, den Individualismus der Moderne und den Dualismus von autonomen Künstler*innensubjekt und Gesellschaft an, sondern etablieren inmitten der Debatten zu alternativen Gesellschaftsmodellen solidarische Handlungsweisen. Dabei zeigt sich, dass solche Gruppierungen nicht notwendigerweise als Kollektiv auftreten oder sich als Kollektiv bezeichnen, sondern sie vielmehr Kollektivität als Methode begreifen, die über eingegrenzte Formationen hinauswirken kann. Das Machen von Ausstellungen und Arbeiten in kollektiven Verbünden wird bei diesen Initiativen nicht selten zusammengeführt und verändert als kritische Praxis das, was bis dato unter Ausstellungen verstanden wurde. Anhand von internationalen Projekten wird in dem Dissertationsprojekt der Frage nachgegangen, wie genau das Format der Ausstellung sowie ihre angelagerten Praktiken genutzt und durch das Eigenpotenzial der Künste erweitert werden. Ein weiterer Fragenkomplex widmet sich den Formen des Zusammenarbeitens: Auf welche Modi der Kollektivität beziehen sich diese Strategien und wie werden sie sichtbar? Dabei soll es bei keiner historischen Einordnung bleiben. Gegenstand der Arbeit ist auch die Untersuchung der Brüche und Kontinuitäten bis in die Gegenwart, um so die aktuellen Narrative der Ausstellungsgeschichte und die Debatten zu den Kulturen des Kuratorischen um die Geschichte des künstlerischen Ausstellens in Kollektiven zu ergänzen.

[Abbildungsnachweis: Aufbau der Ausstellung “Künstlerinnen international 1877-1977” der nGbK in der Orangerie des Schloss Charlottenburg, März 1977 (Credit am Bild: bpk / Abisag Tüllmann)]

Team