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Kanon, Kritik, „Kunstchronik“: Eine Fachzeitschrift im Spiegel disziplinärer Linien und Brüche seit 1948

Das Projekt widmet sich einer kritischen Aufarbeitung der „Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft“ als einer der prägenden kunsthistorischen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum. Ziel ist es, die Zeitschrift in ihrer historischen Genese, inhaltlichen Ausrichtung und als Medium disziplinärer Selbstverortung zu analysieren.

Seit ihrer Gründung 1948 am ZI gehört die „Kunstchronik“ – lange unter dem Zusatz „Monatsschrift für Kunstwissenschaft, Museumswesen und Denkmalpflege – zu den kontinuierlich erscheinenden Organen kunsthistorischer Publizistik. Ihre Veröffentlichungspraxis vom Nachkriegsdeutschland bis in die Gegenwart macht sie zu einer aufschlussreichen Quelle für die Erforschung fachinterner Dynamiken: thematische und methodische Entwicklungen, fachliche Netzwerke sowie institutionelle und disziplinäre Selbstbilder. Eine systematische Reflexion ihrer eigenen Rolle in diesen Prozessen steht bislang jedoch aus.

Verschieden alte Ausgaben der Kunstchronik, gestapeltDie Quellenbestände des ZI – darunter Verwaltungsakten, redaktionelles Material und Korrespondenzen – bilden die Grundlage, die Zeitschrift als eigenständiges Forschungsobjekt zu untersuchen. Im Zentrum stehen fach-, medien-, wissens- und institutionsgeschichtliche Fragestellungen, die mit Ansätzen der „Periodical Studies verknüpft werden: Welche Themen, Methoden und Forschungsfelder wurden wann und wie verhandelt? Welche Positionen erhielten (oder erhielten keine) Sichtbarkeit? In welchen impliziten Strukturen, Hierarchien und Denkmustern des Fachs bewegten sich Autor*innen und Rezensent*innen – wer blieb außen vor? Exemplarisch soll so nachvollzogen werden, wie sich die deutschsprachigen Geistes- und Kulturwissenschaften – insbesondere im Blick auf visuelle Objekte – im Laufe der Jahre konstituierten und wandelten.

Die Projektlaufzeit setzt mit den ersten, für die Ausrichtung des Periodikums prägenden Jahrgängen ab 1948 ein. Im Kontext der Nachkriegsentwicklung untersucht das Vorhaben die ursprüngliche Funktion der Zeitschrift, etwa ihre frühere Rolle als Mitteilungsblatt des Verbands Deutscher Kunsthistoriker e.V. (heute: Deutscher Verband für Kunstgeschichte e.V.), und zeichnet Kontinuitäten wie auch Brüche in Themenwahl, Autorenschaft und Diskurslinien nach. Mit 1970 wird eine erste Untersuchungsgrenze gezogen, an der die Konsolidierung der Nachkriegs-Kunstgeschichte in Spannung zu einer kritischeren Neuorientierung tritt, die in den Folgejahren zunehmend an Profil gewinnt.

Das Projekt versteht die „Kunstchronik“ nicht nur als Forum, sondern als aktiven Teil eines publizistischen Feldes, das kunsthistorisches Wissen formt, legitimiert und auch begrenzt. Damit leistet es einen Beitrag zu einer kritischen Fachgeschichte, die die Rolle disziplinärer Medien in den Aushandlungsprozessen kunsthistorischer Diskurse in den Blick nimmt und historisch situiert.

Laufzeit:

Oktober 2025–September 2026

Team