Wolfgang Augustyn:
Die Sibyllen. Zu einem antiken Thema in der Kunst des Mittelalters und der Neuzeit
Passau: Dietmar Klinger Verlag 2019 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München, Band 51/ I-II; Schriften der Forschungsstelle Realienkunde, Bd. 5,1-2)
2 Bände, 1548 Seiten, 755 Farb- und SW-Abb., 98,00 Euro (zzgl. Porto)
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Seit Heraklit berichteten zahlreiche Autoren über eine Sibylle oder mehrere Seherinnen, die durch Griechenland wanderten und unaufgefordert ihre Vatizinien vorbrachten. Nach der Aneignung der griechischen Orakel in Rom und der Institutionalisierung ihrer angeblichen Prophezeiungen als Staatsorakel teilten sich die Wege der Überlieferung: Während im öffentlichen Leben Roms vor allem die sibyllinischen Texte von Bedeutung waren, beschäftigten sich mit den prophetischen Seherinnen die Historiker und Dichter. Mit jüdisch-christlichen Orakeltexten, die man den Sibyllen zuschrieb, gab es in der Spätantike Texte, deretwegen man die Seherinnen als heidnische Prophetinnen des Christentums verstand. Dies sicherte ihnen auch einen Platz in der christlichen Ikonographie. Die Bildüberlieferung zu den Sibyllen setzte am Ende des 11. Jahrhunderts ein und nahm zu, je mehr diese mit den Propheten des Alten Testaments verglichen wurden. Am bekanntesten war neben der erythräischen die tiburtinische Sibylle, die angeblich Kaiser Augustus in Rom die Ankunft Christi vorhergesagt hatte. Während im 15. und 16. Jahrhundert die Fülle der Bilder ein geradezu inflationäres Interesse an den heidnischen Prophetinnen bezeugt, das sich in Darstellungen von Michelangelo, Raffael oder Pinturicchio und in Zyklen wie den Büsten des Ulmer Chorgestühls niederschlug, belegten die Darstellungen im 17. und 18. Jahrhundert vor allem das Interesse an antiken Autoren wie Vergil und Ovid. Um 1900 und im 20. Jahrhundert erinnerte man sich der Sibyllen in der Kunst des Symbolismus und Expressionismus als antike Beispiele für seherische Autorität und Nähe zum Numinosen.