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Dr. Léa Kuhn

Preisträgerin des Willibald-Sauerländer-Preises 2022, Juli - September 2022

ehem. Wissenschaftliche Hilfskraft, Kunstchronik




Gruppe/n: Preistragende

Vita

Léa Kuhn vertritt derzeit den Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Kunst- und Medientheorie am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie hat in München, Karlsruhe und Zürich Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie studiert. Seit 2018 ist sie als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte der LMU München tätig, Forschungsaufenthalte führten sie 2020/21 an das Deutsche Forum für Kunstgeschichte nach Paris und an das Department of History of Art der University of Cambridge. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit den sich wandelnden Vorstellungen künstlerischer Arbeit in der Moderne und den Interdependenzen von künstlerischer Praxis und Kunstgeschichtsschreibung.

[Stand April 2022]

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Léa Kuhn über ihre mit dem Willibald-Sauerländer-Preis 2022 prämierte Publikation „Gemalte Kunstgeschichte. Bildgenealogien in der Malerei um 1800":

Wie lässt sich das Verhältnis des Faches Kunstgeschichte zu seinem Objekt denken? Blickt die Kunstgeschichte auf einen starren Gegenstand? Oder, falls nicht, wie ‚verhalten‘ sich Gemälde gegenüber ihrer kunsthistorischen Einordnung? Die Studie Gemalte Kunstgeschichte. Bildgenealogien in der Malerei um 1800 widmet sich diesem Fragekomplex und behandelt ihn exemplarisch für den Entstehungszeitraum der Kunstgeschichte als Disziplin. Anliegen des Buches ist es aufzuzeigen, dass Kunstgeschichte nicht nur geschrieben, sondern auch gemalt wird, dass also auch innerhalb der Malerei vermehrt kunsthistorische Ordnungsmodelle entwickelt werden, sobald sich die Kunstgeschichte als akademische Disziplin zu etablieren beginnt.

Mit Blick auf die Zeit um 1800 rekonstruiert die Studie hierfür das feine Bezugsgeflecht zwischen entstehendem Kunstgeschichtsdiskurs und zeitgenössischer künstlerischer Praxis an so unterschiedlichen Orten wie Zürich, Paris, London und New York. Dabei wird deutlich: Die analysierten Werke von Marie-Gabrielle Capet, William Dunlap und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein illustrieren gerade nicht bereits vorhandene kunsthistorische Narrative, sondern bringen selbst Vorschläge zu ihrer adäquaten Einordnung hervor – und weisen andere zurück. Geschichtsschreibung, so lässt sich daraus folgern, ist nicht der einzige epistemologische Zugang zu (Kunst-)Geschichte und nicht die einzige Möglichkeit zu deren aktiver Gestaltung: In der Malerei selbst gibt es ein analoges Phänomen, das hier für die Zeit um 1800 erstmals vorgestellt und umfassend nachgezeichnet wird.

[Abbildung: Marie-Gabrielle Capet, Selbstporträt unter MalererInnen (Atelierszene), 1808, Öl auf Leinwand, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, Abbildung: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/ma4dReqLrO, CC BY-SA 4.0]