Jacob Burckhardt, Vorlesung zur "Neueren Geschichte" von 1450 bis 1598. Textkritische Edition mit Kommentar
Projektbeschreibung
Gegenstand des Projekts ist die textkritische Edition von Jacob Burckhardts Vorlesungsmanuskript zur Neueren Geschichte sowie seines Vortragszyklus zur Geschichte der Gegenreformation im Rahmen der neuen kritischen Gesamtausgabe Jacob Burckhardt Werke (JBW). Ziel dieses 26. Bandes der bei C.H. Beck (München) und Schwabe (Basel) erscheinenden Werkausgabe ist es, aus den Blättern des Manuskripts einen möglichst kohärenten Text zu gewinnen, der es ermöglicht, Burckhardts Deutung der Geschichte der Frühen Neuzeit in Europa zu rekonstruieren. Konkret werden hierfür Urtext, spätere Zusätze und Beiblätter des Vorlesungsmanuskripts zu einem Text zusammengefügt, der unter textkritischen und inhaltlichen Gesichtspunkten kommentiert wird; sämtliche historiographiegeschichtlichen Quellen Burckhardts und sein Umgang mit diesen Vorgängern sollen hierbei rekonstruiert werden.
Das Projekt ist ein dringendes Desiderat der Burckhardt-Forschung, da die Vorlesung zur Neueren Geschichte bislang noch völlig unbekannte Aspekte seiner Sicht auf die Entstehung der Moderne aufdecken kann. Während Burckhardts Deutung der italienischen Renaissance hinlänglich bekannt ist, existiert für die Erschließung seines Blicks auf die nordeuropäische Renaissance in ihrem Zusammenhang mit der Reformation und dem entstehenden neuzeitlichen Staatensystem bislang keine verlässliche Textgrundlage. Einige der wenigen bislang bekannten Textpassagen deuten darauf hin, dass Burckhardt Reformation und Gegenreformation nicht nur das Ersticken der Blüte der Renaissancekunst anlastete, sondern sie zugleich als Treibkraft innerhalb der entstehenden Neuzeit erkannte. Gegenüber der traditionellen protestantischen Geschichtsauffassung entwickelte er eine profunde Skepsis – dennoch ordnete er die Reformationsgeschichte einer allgemeinen "Gährung" der Geister mit hohem Innovationspotential zu.
Die Edition des Vorlesungsmanuskripts wird somit eine wichtige Lücke in Burckhardts Gesamtwerk schließen und zugleich eine neue, bislang vernachlässigte Seite in seinem Geschichtsbild zugänglich machen.
Laufzeit
1. Februar 2011 bis 31. Januar 2013, verlängert bis 30. Juni 2014
Beteiligte Institutionen
Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Projektleitung)
Jacob Burckhardt Stiftung, Basel; Prof. Dr. em. Wolfgang Hardtwig, Humboldt-Universität Berlin
Förderer
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Information und Kontakt
Team
- Prof. Dr. Christine Tauber - Projektleitung
- Dr. Léa Kuhn - wissenschaftliche Hilfskraft
- Krista Profanter, M.A. - wissenschaftliche Hilfskraft
Projektpartner
- Cordula Schütz, M.A.