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Ulrike Scholz // Die Galerie Gerstenberger. Markt, Kunst- und Museumspolitik während der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus

Projektbeschreibung

Die Dissertation behandelt die Chemnitzer Galerie Gerstenberger (1902–1951), wobei ihre Rolle bei der Verbreitung zeitgenössischer Kunst in der Weimarer Republik und die Integration der Galerie in das kulturelle System des Nationalsozialismus im Fokus der Untersuchungen stehen. Leiter und ab 1930 Mitinhaber der Galerie war Wilhelm Großhennig (1893-1983), der nach Aufgabe der Galerie Gerstenberger 1951 eine eigene Kunsthandlung in Düsseldorf führte.

Die Untersuchung der Galerie Gerstenberger verspricht interessante Ergebnisse auf dem zunehmend erforschten Gebiet des Kunsthandels im 20. Jahrhundert und hinsichtlich der Geschichte der deutschen Galerien. Neben den häufig bevorzugt behandelten Galerien der großen deutschen Metropolen wird hier zugleich der Kunstmarkt einer bisher unberücksichtigten Region betrachtet. Die Entwicklung und die Ausstellungstätigkeit der Galerie während der Weimarer Republik verdeutlicht ihre Position als Indikator eines bürgerlichen Kunstgeschmacks und als Exempel für die Prosperität und die Kulturlandschaft im aufstrebenden Industriestandort Chemnitz. Großhennig unterhielt bereits seit Beginn der 1920er Jahre enge geschäftliche Kontakte zu den führenden Kunsthändlern des deutschen Kunstmarktes, etwa Paul Cassirer und Paul Graupe in Berlin, Commeter und Anna Dodeck in Hamburg sowie Georg Caspari in München.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten partizipierte die Galerie Gerstenberger aktiv an den Veräußerungen der als entartet diffamierten Kunstwerke der Städtischen Kunstsammlungen Chemnitz. Waren die deutschen Expressionisten bis dahin noch Sammlungsschwerpunkt gewesen, setzte der seit April 1933 amtierende Museumsdirektor Wilhelm Rüdiger mit der Ausstellung Kunst, die nicht aus unserer Seele kam im Mai 1933 ein deutliches Zeichen für den Weg zur Aktion Entartete Kunst. Neben der ortsansässigen Galerie Gerstenberger bediente sich das Museum auch der Galerie Vömel in Düsseldorf. Angebotslisten beider Galerien aus dem Jahr 1934 mit Werken aus Chemnitzer Museumsbesitz verdeutlichen das Bemühen, diese Kunst rasch abzustoßen. Des Weiteren war Großhennig „Einkäufer“ für den Sonderauftrag Linz. Bis jetzt können mehr als 30 Objekte nachgewiesen werden, die Großhennig als Inhaber eines „Linz-Zertifikates“ für die von Hitler geplante Sammlung akquirierte. Er war allem Anschein nach hauptsächlich auf dem französischen und niederländischen Kunstmarkt tätig. In diesem Zusammenhang ist die Korrespondenz mit der eng an den Sonderauftrag Linz geknüpften Galerie Almas-Dietrich in München von Interesse. Die enge Verbindung mit den Kernpunkten der nationalsozialistischen Kulturpolitik verlangt eine Präzisierung der Rolle und Relevanz der Galerie Gerstenberger in den Jahren 1933 bis 1945. Des Weiteren sollen Wirkung und Umsetzung der nationalsozialistischen Kulturpolitik in den Unterzentren des „Dritten Reichs“ sowie Transferwege der Kunst konkretisiert werden.

Kontakt

Prof. Dr. Iris Lauterbach

Team

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