Vergabe Forschungspreis Angewandte Kunst 2022// Festvortrag - Tulga Beyerle: Kunstgeschichte ≠ Designgeschichte? Vermutungen, warum wir in den Museen für angewandte Kunst ein großes Nachwuchsproblem haben
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Wann
von 18:15 bis 20:00
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Den Forschungspreis Angewandte Kunst 2022 erhält Dr. des. Felix Jäger für seine Dissertation "Die Ungestalten des Souveräns. Rüstungskunst und Körperpolitik der Renaissance". Einen Sonderpreis erhält Isabella Schnürle, M.A. für ihre Masterarbeit "Das Wiederaufleben von Zellenwerk und die Verwendung von Senkschmelz in der Zeit der Kaiserin Theophanu".
Museen für Kunstgewerbe / angewandte Kunst haben eine ganz eigene Gründungsgeschichte, die eng mit den Gestaltungsherausforderungen des späteren 19. Jahrhunderts verknüpft war. Industrialisierung und eine beginnende Globalisierung machten deutlich, dass ohne herausragende Gestaltung der industriell hergestellten Produkte der internationale Wettbewerb nicht zu gewinnen war. Aus diesem Grund wurden Vorbildsammlungen angelegt und Kunstgewerbeschulen gegründet. Kunstgewerbeschulen entwickelten sich in der Folge erfolgreich zu Universitäten der angewandten Künste, des Design, auch der Architektur. Museen für Kunstgewerbe wurden historisch und verloren ihre zeitaktuelle Position. Die Kunstgeschichte greift die Hierarchien der Künste auf und scheint mit der Disziplin Designgeschichte zumindest zu fremdeln. Eine Konsequenz scheint: alle wollen in die Kunst. In diesem Bereich forschen, dort kuratieren. Das Feld der angewandten Künste – vom Mittelalter bis heute – mit all seinen Fragen und - aus Museumsicht gesprochen - seiner heutigen Relevanz für ein sehr diverses junges Publikum, wird in der kunsthistorischen universitären Ausbildung vernachlässigt. Museen für angewandte Kunst stehen vor einem relevanten Paradigmenwechsel – von kulturhistorischen Museen, zu denen sie im 20 Jahrhundert oft geworden sind, zu Plattformen für die (inter)aktive Auseinandersetzung mit Gestaltungsfragen unserer Zeit. Der Vortrag sucht nach den Gründen für das diagnostizierte Nachwuchsproblem der Museen und diskutiert das spezifische Profil und das Zukunftspotential der Museen für Kunstgewerbe / angewandte Kunst.
Tulga Beyerle (*1964, Wien) ist seit dem 1. Dezember 2018 Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe (MK&G) Hamburg. Ausgehend vom programmatischen Gründungsgedanken von Kunstgewerbemuseen über die Vorbildsammlung Gestaltungsqualität zu prägen, ist es ein wesentliches Anliegen Tulga Beyerles das Museum als Möglichkeitsraum und Plattform für Diskurs und Verhandlung über die Fragen der Gestaltung unserer Welt zu verstehen.
Als ausgewiesene Designexpertin war sie von 2014 bis 2018 Direktorin des Kunstgewerbemuseums Dresden, Schloss Pillnitz und zugleich Mitglied der Geschäftsführung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, einem der führenden Museumsverbunde in Deutschland. Zuvor war sie Co-Leiterin der Vienna Design Week, die sie 2006 mitbegründete. Zudem war sie viele Jahre als selbstständige Kuratorin in Europa erfolgreich tätig.
Nach einer mit Gesellenprüfung abgeschlossenen Tischlerlehre studierte sie Industrial Design in Wien und unterrichtete an der dortigen Universität für angewandte Kunst im Anschluss für rund sieben Jahre Designgeschichte und Theorie. Sie ist u.a. Mitglied im Kuratorium der Kulturstiftung der Länder, im Programmbeirat der Bundeskunsthalle Bonn, im wissenschaftlichen Beirat des mudac, dem Museum für angewandte Kunst in Lausanne, der Jury der 16. Design Parade Hyères 2022 sowie der Jury für den Österreich-Beitrag zur 18. Internationalen Architekturausstellung in Venedig 2023.
[Abbildung: Ausstellungsansicht, Design im Dialog. Ein Experiment, Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) Hamburg (2019), Foto: Vivian Michalski]
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TEILNAHME:
Die Veranstaltung wird parallel via Zoom übertragen. Dem Zoom-Meeting können Sie unter folgendem Link beitreten: https://us02web.zoom.us/j/85659345839?pwd=UmFZYU0xN1NxMGJ1MjlQM054NXgvZz09. Meeting-ID: 856 5934 5839 | Passwort: 148258.