Bettina Nagler // Frauen in der Architektur? Aktualität der Sonderausgabe Bauwelt 31/32 für eine feministische Raumpraxis
1979 veröffentlichte die Bauwelt eine Sonderausgabe mit dem Titel „Frauen in der Architektur—: Frauenarchitektur?“: Dass Architektinnen, Architekturtheoretikerinnen, Städteplanerinnen – kurz Frauen*, die im Bereich Architektur tätig waren – ihre Positionen und Anliegen erstmalig in einem etablierten Architektur-Magazin einer breiten Fachleser*innenschaft vermitteln konnten, markierte eine Verdichtung frauenbewegter Diskurse in der Architektur der BRD.
Kuratiert von der Architektin Margrit Kennedy, illustrieren die 15 Beiträge nicht nur unterschiedliche Ansätze und Interpretationen einer feministischen Raumpraxis, sondern verweisen auch auf das hohe Reflexionsniveau, mit welchem bereits über Arbeitsweisen, Autor*innenschaft, Wissensproduktionen, die Vereinbarkeit von Beruf und der Gestaltung eigener Lebensmodelle nachgedacht wurde. Obwohl die Aktualität jener Fragestellungen für heutige Architekturdiskurse offenkundig ist, wurde die Ausgabe dennoch bisher kaum wissenschaftlich aufgearbeitet. Daher befrage ich in meinem Forschungsaufenthalt diesen Titel als exemplarischen Resonanzraum der unterschiedlichen Ansätze und Strategien, mit denen die Bauwelt-Autor*innen sich einer vermeintlichen „Frauenarchitektur“ näherten. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu beitragen, spezifisch feministische Perspektiven auf die Architektur-und Designgeschichte der 1970er und 1980er Jahre freizulegen und Designer*innen und Architekt*innen heute eine (neue) historische Perspektive für eine feministisch motivierte Raumpraxis zu geben.
[Caption: Cover Bauwelt, Heft 31/32, 70. Jg., Berlin 1979.]