Annika Wienert // Zerstörte Architektur als Chiffre der Gewalt
Das Projekt beschäftigt sich mit Bildern von zerstörter Architektur, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden sind und in den Massenmedien, dem Kunstfeld sowie im Bereich der Pop- und Subkultur Verbreitung fanden. Das Erkenntnisinteresse gilt der Bedeutungsgenerierung bildlicher Darstellungen von zerstörten Bauten. Im Mittelpunkt steht dabei, wie (und welche) Erfahrung von Gewalt und Fremdherrschaft mithilfe von Architektur ins Bild gesetzt wird. Dem liegt die These zugrunde, dass Bilder zerstörter Architektur in besonderer Weise als Chiffren für Gewalt und Gewalterfahrung eingesetzt und verstanden werden. Diese semantische Kodierung ist jedoch vielschichtig und – abhängig von historischen, gesellschaftlichen und medialen Kontexten – wandelbar.
Der Schwerpunkt der untersuchten Beispiele liegt auf Polen und Deutschland, wobei eine internationale Kontextualisierung angestrebt wird. Das Themenfeld zerstörte Architektur nach 1945 lässt sich in fünf Bereiche aufteilen: 1. Die Folgen der Zerstörung des Zweiten Weltkriegs; 2. Die Anwendung destruktiver Schaffensprozesse in der bildenden Kunst; 3. Der Begriff der Dekonstruktion in Philosophie und dessen Übertragung in die Architektur; 4. Destruktion durch Counterculture und Vandalismus; 5. Städtischer Verfall und seine Ästhetisierung im Zuge von Deindustrialisierung und Gentrifizierung.