Angelika Wöß // „Also gen die Frawen und Mannen geklaydt“. Frühe Trachten- und Kostümdarstellungen
Im 16. Jahrhundert kamen in Mitteleuropa Darstellungen von Trachten und Kostümen in einzelnen Blättern oder in Handschriften auf. Ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wurden vermehrt gedruckte Trachtenbücher herausgegeben. Diese Kostüm- und Trachtenzeichnungen verbildlichen die eigenen Kleidungsgewohnheiten wie auch jene fremder, z.T. exotischer Länder. Vor allem für die in Buchform überlieferten Kostümwerke des 16. Jahrhunderts bildete sich ein bestimmter Kanon heraus, der Aufbau und Inhalt dieser Werke bestimmte.
In der Sammlung des vorarlberg museums findet sich eine interessante Serie von Kostüm- bzw. Trachtendarstellungen verschiedener Länder aus dem 16. Jahrhundert in Gestalt von insgesamt 55 Ölzeichnungen. Neben vergleichenden stilistischen sowie ikonographischen Untersuchungen soll anhand dieser Serie der Versuch unternommen werden, den Fragen der Motivation und der Intention der frühen Trachtendarstellungen nachzugehen. Ebenso gilt es, den spezifischen Zweck der Zeichnungen des vorarlberg museums zu ergründen, da sie aufgrund ihrer Materialität (Öl auf Leinwand – bei den Kostüm- und Trachtenbildern handelt es sich ansonsten meist um Papierarbeiten) aus der Reihe zu fallen scheinen. Hierbei stellt sich die Frage, ob es sich möglicherweise um Vorstudien für ein Trachtenbuch handelte, oder ob es einen anderen Grund für diese Darstellungsform gibt.
Darüber hinaus sollen die Kostümdarstellungen auf ihren Realitätswert hin untersucht werden: Bilden sie kostümliche Wirklichkeiten der damaligen Welt ab, oder handelt es sich um Produkte der künstlerischen Fantasie? In den bereits untersuchten gedruckten Kostümbüchern des 16. Jahrhunderts konnten verschiedene Vorlagen erkannt werden, die teilweise mit einer gewissen Beliebigkeit kopiert wurden, unabhängig von einer realitätsnahen Kostümabbildung. In diesem Sinne sollen ebenfalls mögliche Vorlagen für die Serie untersucht und in weiterer Folge auch die Provenienz des Konvoluts - soweit möglich - geklärt werden. Ziel ist es, die 55 Kostümdarstellungen aus der Sammlung des vorarlberg museums in den Kontext der frühen Trachten- und Kostümwerke einzuordnen und überdies der Bedeutung und Intention dieser speziellen Gattung näher zu kommen.