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Bildarchiv Bruckmann. Bestandsbezogene Entwicklung eines Forschungskonzepts

Das Bildarchiv des Bruckmann Verlages wurde 2016 vom ZI übernommen. Mit einer kritischen Perspektive auf das bislang weitgehend unerforschte Material werden nun interdisziplinäre Fragestellungen herausgearbeitet. Das Projekt untersucht den Entstehungszusammenhang, Rahmenbedingungen und Entwicklung, Überlieferung und Rezeptionsgeschichte. Eine zentrale Rolle bei der Erforschung bilden dabei Einzelperspektiven auf Funktions- und Gebrauchsweisen der Fotoobjekte sowie ausgewählte Verlagspublikationen.

Das Bildarchiv des Münchner Bruckmann Verlages bildet mit seinen ca. 150.000 Aufnahmen nicht nur eine immense Diversität in Hinblick auf Bildinhalte und Techniken ab, sondern beschreibt auch eine Zeitspanne von über 100 Jahren genauso vielfältiger wie teils auch problematischer Verlagsgeschichte. Im Jahr 1858 von Friedrich Bruckmann als „Verlag für Kunst und Wissenschaft“ gegründet, zählte er bald mit Filialen u. a. in New York, Paris und Berlin international zu den größten Kunstverlagen. Auf dem Gebiet der Vervielfältigung von Kunst ergänzte ihn die 1884 ausgegründete „Photographische Union“.
Abbildung_Projekt_Bruckmann VerlagIm Bruckmann Verlag erschienen Standardwerke wie die von Heinrich Brunn und Paul Arndt herausgegebene Serie „Denkmäler griechischer und römischer Skulptur“ und Heinrich Wölfflins „Kunstgeschichtliche Grundbegriffe“ sowie die erste durchgehend mit Autotypien illustrierte Zeitschrift „Die Kunst für Alle“. Die verlagseigene Druckanstalt und deren fotografische Ateliers übernahmen zudem die Gesamtherstellung von zahlreichen Publikationen und Druckwerken für andere Verlage und Unternehmen. Um den eigenen Abbildungsbestand zu vermehren, ließ der Verlag zwischen 1895 und 1913 auch Fotokampagnen in Kunstsammlungen durchführen; wie etwa in der Alten Pinakothek in München oder der Londoner National Gallery. Als „Bruckmanns Pigmentdrucke“ wurden Reproduktionen dieser insgesamt ca. 8000 fotografischen Aufnahmen auch als Einzelblätter vertrieben.
Der Bruckmann Verlag ging früh einen Bund mit den Nationalsozialisten ein, propagierte mit zahlreichen Publikationen deren Ideologien und kooperierte mit weiteren NS-Akteuren wie dem Zeitgeschichte Verlag, für den er u. a. Baldur von Schirachs „Das Antlitz des Führers“ mit Fotografien von Heinrich Hoffmann druckte. Ein weiteres Zeugnis der Vernetzung und aktiven Rolle der Firma Bruckmann im Propagandaapparat bilden die Ausstellungskataloge zu den „Großen Deutschen Kunstausstellungen“ im Münchner Haus der Deutschen Kunst, die der Verlag in den Jahren 1938 und 1941 bis 1944 in hoher Auflage veröffentlichte.
Das Bildarchiv des Bruckmann Verlages erlaubt und fordert neue Blicke auf eine bedeutende Periode der (Medien-)Geschichte. Wie in einem Brennglas sind hier zentrale Aspekte der Kunstgeschichte sowie ihrer populären und wissenschaftlichen Vermittlung bzw. politischen Instrumentalisierung verdichtet.

>> Im Rahmen des Projekts digitalisiertes Quellenmaterial

++ Auf dem ZI-Blog ZISpotlight >> gibt das Projektteam in unregelmäßigen Abständen Einblick in die laufende Forschung ++

 

 

Förderzeitraum/Projektdauer

Dezember 2020 - März/November 2022


[Abbildung: Handkolorierte Fotografie als Vorlage für Publikationen im Rahmen der Ausstellung „Meisterwerke muhammedanischer Kunst“ (München 1910). Copyright: Bildarchiv Bruckmann im ZI München, Aufnahme: Franziska Lampe]

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