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Bildarchiv Bruckmann: Ökonomie, Fotografie und Kunstgeschichte um 1900

Durch die Erforschung des Bildarchiv Bruckmann wird die Geschichte des Verlages und sein editorisches Programm kritisch aufgearbeitet. So wird nicht nur ein ideell und materiell wertvolles kulturelles Erbe erschlossen und nutzbar gemacht, sondern auch ein Beitrag zur Debatte über Fotografien als Handelsware und Kulturgut geleistet. Das Projekt widmet sich dabei sowohl kunst- und fotohistorischen als auch kunsthistoriografischen Fragen.

Bildarchiv Bruckmann: Ökonomie, Fotografie und Kunstgeschichte um 1900_Kamera im FreienIm Zentrum des Forschungsprojektes steht das Bildarchiv Bruckmann, das 2016 dem Zentralinstitut in München übergeben wurde und nun erstmals der Erforschung zur Verfügung steht. Es handelt sich hierbei um die Fotosammlung der größten Verlags- und Druckanstalt auf dem Gebiet der Kunstpublizistik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland: des 1858 gegründeten Bruckmann Verlags. Der ca. 150.000 Fotografien (Positive und Negative) und fotomechanische Drucke umfassende Bestand zeichnet sich durch eine große materielle und motivische Diversität von Kunstreproduktionen aus.
Die Sichtbarmachung der mannigfaltigen Verknüpfungen von Ökonomie, Fotografie und Kunstgeschichte sowie den damit verbundenen ästhetischen Rahmenbedingungen der (technischen) Bilderzeugung werden in dem Projekt anhand von drei konkreten Fallstudien detailliert herausgearbeitet. Erstens wird der Verlag vor dem Hintergrund seiner Fotokampagnen als Unternehmer und Bildproduzent auf dem schnell wachsenden Markt der Foto- und Kunstanstalten sowie in seiner Rolle innerhalb des Kunstsystems des ausgehenden 19. Jahrhunderts erforscht. Der Verlag führte im Rahmen des Projektes „Bruckmanns Pigmentdrucke“ zwischen 1895 und 1913 in 40 europäischen Sammlungen Fotokampagnen durch und stellte in enger Zusammenarbeit mit den Museumsleitungen Reproduktionen von Gemälden des vornehmlich westlichen Kunstkanons jener Zeit her. Zweitens wird in Form einer exemplarischen Untersuchung zu Arnold Böcklin aufgezeigt, wie der Verlag mit der Gründung des Subunternehmens „Photographische Union“, die Vermarktung von Reproduktion des Werkes eines zeitgenössischen Künstlers strategisch aufgebaut hat. Und schließlich wird drittens mit einer Analyse des Bildmaterials, das 1910 für die „Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst“ hergestellt wurde, die Handlungsmacht des fotografischen Abbilds und die damit verbundenen Verfahren seiner Herstellung aufgearbeitet.Bildarchiv Bruckmann: Ökonomie, Fotografie und Kunstgeschichte um 1900_Böcklin Cover
Eine leitende Frage bei der Untersuchung des Materials ist dabei auch, welche Rolle der Einsatz oder der Verzicht von Farbe bei der Ausführung spielte (Pigmenteinfärbungen, kolorierte Fotografien, Vierfarbendrucke etc.) und was sich daraus über die Inszenierung etwa von modernen oder außerhalb des europäischen Kanons liegenden Kunstwerken herausfinden lässt. Der historische Diskurs über Farbe erweist sich als ein komplexer Prozess, der nicht nur die Wahrnehmbarkeit berührt, sondern auch eng mit ästhetischen, epistemischen, ethischen, merkantilen und (macht-) politischen Fragen und Problemen verbunden ist. In diesem Forschungsprojekt wird dabei methodisch ein erweiterter Fotografiebegriff angewendet, der fotografische Bilder nicht auf ihre visuelle Eigenschaften reduziert, sondern sie als dreidimensionale Objekte anerkennt, mit einer jeweils individuellen Materialität, Biografie und Agenzialität.Bildarchiv Bruckmann: Ökonomie, Fotografie und Kunstgeschichte um 1900_Islam, Kunst, Brokat Gerade bei der Untersuchung von historischen Fotografien aus einem Verlag bietet sich dieses Vorgehen an, sind den Foto-Objekten doch ihre Funktions- und Gebrauchsweisen in Form von Retuschen und Annotationen als Druckvorlagen in ganz besonderem Maße ein- und aufgeschrieben. Das Forschungsprojekt legt einen zeitlichen Fokus auf die Jahre zwischen ca. 1883, als der frisch in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Bruckmann Verlag Lizenzen für die neue Fotogravüre-Technologie und das autotypische Verfahren für seine Druckanstalt erwarb, und 1914, dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Abbildungen v.o.n.u.:
- Unbekannter Fotograf/Autotypie von C. Angerer & Göschel Wien: Drehbares Photographisches Atelier im Freien, Illustration aus: F. Bruckmann A.-G. München (Hg.): Die Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. und die Bruckmannʼsche Buchdruckerei München. Eine moderne Werkstätte für Buchgewerbe und graphische Reproduktion, München: Bruckmann 1900, Abb. S. 8 (Universitätsbibliothek der LMU München, Signatur: W 8 H.lit. 4294(7,16))
- Verlag F. Bruckmann: Jan Vermeer, Briefleserin, 1657–1659, Negativ für „Bruckmanns Pigmentdrucke“ - Königliche Gemäldegalerie Dresden, 1900/1901, 30 x 22 cm,  (ZI, München, Photothek/Archiv, Bildarchiv Bruckmann, Signatur: ZI-BAB-Dresden-Negativ-1336)
- Verlag F. Bruckmann: Arnold Böcklin, Musa Semne, um 1880, Photogravüre auf Rindsleder, Cover des Bandes: Photographische Union (Hg.): Arnold Böcklin. Eine Auswahl der hervorragendsten Werke des Künstlers, Bd. 4, 1901 (ZI, München, Bibliothek, 2° D-Bo 308/92(4 R)
- Verlag F. Bruckmann: Brokat, Persien, um 1600, partiell handkolorierter Platindruck auf Karton mit Annotationen, Oktober 1910, hergestellt für die Publikation: Friedrich Sarre und Fredrik R. Martin (Hg.): Ausstellung von Meisterwerken muhammedanischer Kunst in München 1910, Aust.-Kat. Bavariapark, München, 1910, München: Bruckmann 1912, Band III, Tafel 196 (ZI, München, Photothek/Archiv, Bildarchiv Bruckmann, Signatur: ZI-BAB-‚Moham. K.‘)

++ Film: Das Bildarchiv des Bruckmann Verlages am Zentralinstitut für Kunstgeschichte ++

++ Münchner Bürgerinnen und Bürger gefragt – Unterstützung für Projekt zur Geschichte des Bruckmann Verlags am Zentralinstitut für Kunstgeschichte ++

 

Laufzeit

April 2022-September 2024

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