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Farbdiaarchiv deutscher Wand- und Deckenmalerei

Ab April 1943 als „Führerauftrag Monumentalmalerei“ als Versuch einer flächendeckenden Farbdokumentation bedeutender Freskenzyklen mit einer Vielzahl von FotografInnen und Firmen im „großdeutschen Reich“ durchgeführt. Zentrale Lenkung durch das Reichministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Berlin(Rolf Hetsch, Hans Cürlis), Anleitung der FotografInnen durch die Denkmalämter

Geschichte und Bedeutung

Seit dem 17. Januar 1956 bewahrt das Zentralinstitut für Kunstgeschichte als Treuhänder für die Bundesrepublik Deutschland eine Sammlung von farbigen Kleinbild-Diapositiven, die in einer Fotokampagne zwischen 1943-1945 angefertigt worden sind. Die Initiative zu dieser Kampagne geht auf Adolf Hitler zurück, der 1943 veranlasste, bedeutende Bauwerke und deren wandfeste Ausstattung, die durch Bombenangriffe der Alliierten gefährdet waren, farbig zu dokumentieren.

Nachdem erste Probe-Aufnahmen Hitler und Goebbels im Mai 1943 vorgelegt worden waren, plante und organisierte die Hauptabteilung Bildende Kunst des Reichspropagandaministeriums den jetzt sogenannten "Führerauftrag für Farbaufnahmen von Decken- und Wandmalereien in historischen Baudenkmälern Großdeutschlands". Als Filmmaterial kam der von der Firma Agfa 1936 auf den Markt gebrachte Diapositivfilm "Agfa-Color Neu" zum Einsatz. Die Denkmalämter der damaligen "Gaue" besorgten die Objektauswahl, wiesen die Fotografen ein und begutachteten die Qualität der Diapositive. Die Fotografen, die sich aus der Elite der damaligen Foto- und Filmszene rekrutierten, hatten jeweils fünf identische Sätze ihrer Aufnahmen gerahmt und beschriftet im Ministerium abzuliefern. Die Kampagne dauerte bis in die letzten Kriegstage an.

Die erste Bearbeitung der nach Kriegsende in verschiedenen Sicherungsdepots in Süddeutschland aufgefundenen Serien der Farbdias übernahm im Auftrag des Bundesinnenministeriums das Staatliche Amt für Museen in Freiburg/Breisgau. Am 17. Januar 1956 übertrug das Ministerium dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte die Aufgabe der Zusammenführung eines vollständigen Satzes, seiner Archivierung und seiner weiteren wissenschaftlichen Auswertung. Die Bestände in Freiburg wurden nach München überführt und im Laufe der kommenden Jahre durch Ankäufe und Dublierungen weiter ergänzt. Eine große Teilserie verblieb im kunsthistorischen Institut der Universität Mainz (seit 1998 im Bildarchiv Foto Marburg). 1961 erhielt das Kunsthistorische Institut der Universität Bonn einen aus den vorhandenen Dubletten zusammengestellten Satz. Ein Zweitsatz von 8.500 Aufnahmen österreichischer Objekte wurde 1962 an das Bundesdenkmalamt in Wien abgegeben. Die heute annähernd 40.000 Aufnahmen im ZI dokumentieren Dekorationsprogramme von etwa 480 Bauwerken in Deutschland, Österreich, Polen, der russischen Föderation und in Tschechien. Sie stellen das Ergebnis eines bis heute singulär gebliebenen Versuchs dar, in großem Stil Farbfotografie zur kunsthistorischen Dokumentation einzusetzen. Die außergewöhnliche Bedeutung der Kampagne besteht jedoch nicht nur in ihrer fotohistorischen Initialstellung. Vielmehr überliefert sie oftmals die letzten Aufnahmen erstrangiger Kunstwerke vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Digitalisierung

In den Jahren 2001-2003 wurde von der Photothek des ZI gemeinsam mit dem Bildarchiv Foto Marburg die Digitalisierung des Bestandes vorgenommen.
Seit dem 21. Oktober 2005 ist das gesamte Material über eine Datenbank erschlossen und im Internet der Öffentlichkeit zugänglich (www.zi.fotothek.org). Aus Anlass der Präsentation der Datenbank fand eine wissenschaftliche Fachtagung statt. Mit der nun weltweiten Verfügbarkeit des Farbdiaarchivs eröffnen sich neue Forschungsperspektiven in Hinblick auf das Werk einzelner Künstler und Werkstätten sowie auf die Kunstgeschichte bestimmter Regionen. Dies gilt insbesondere für die heute zu Polen, der russischen Föderation und Tschechien gehörenden Gebiete.
Die historische Aufarbeitung des "Führerauftrags" wird außerdem neue Erkenntnisse zur Rolle der Fotografie und der Fotoindustrie innerhalb der nationalsozialistischen Propaganda erbringen und vertiefte Einblicke in die Arbeit der Bürokratie des totalitären Staates gestatten.

Die Digitalisierung und Langzeitarchivierung des Farbdiaarchivs wurde unterstützt durch:
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Abteilung Kulturgutschutz
Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Tavolozza Foundation, München

Logo Farbdiaarchiv zur Wand- und Deckenmalerei

Laufzeit
Umfang und Art 60.000
Erwerbung 1956-1957
Zugänglichkeit
Erschließungszustand inventarisiert, Bestand online zugäglich